Wärme

Dreyer: Neue Hauptschlagader der Ahrtal-Wärmeversorgung gibt Hoffnung

Nach der Flutkatastrophe an der Ahr sinken auch hier die Temperaturen vor dem Winter. Bei der Wärmeversorgung ist ein neues Etappenziel erreicht worden. Doch es gibt noch viel zu tun - Flutopfer sollen nicht auch noch frieren.
29.10.2021

Das Ahrtal leidet unter den Folgen der Katastrophe.

Zu Beginn der kalten Jahreszeit hat die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) eine neue Hauptschlagader der Wärmeversorgung im flutgeschädigten Ahrtal als «Zeichen der Hoffnung» bezeichnet. Am Freitag wurde dort in Bad Neuenahr-Ahrweiler laut Mitteilung eine neue Gashochdruckleitung in Betrieb genommen. Dreyer dankte den 17 Energieversorgungsunternehmen, die im Ahrtal mit anpacken: «Ohne diese große Solidarität aus der ganzen Bundesrepublik hätte die Energieversorgung im Flutgebiet nicht so schnell wiederhergestellt werden können.» Noch können allerdings nicht alle Flutopfer wieder ihre oft noch stark beschädigten Wohnungen und Häuser heizen.

Die Sturzflut im Ahrtal nach extremem Starkregen am 14. und 15. Juli mit 134 Todesopfern hatte auch das Erdgasnetz in weiten Teilen zerstört. Der Energieversorgung Mittelrhein AG (evm) gelang es der Staatskanzlei zufolge «in einer Rekordzeit von knapp 100 Tagen», die neue 5,3 Kilometer lange Hochdruckleitung zu installieren. Diese ist Voraussetzung, dass bald alle evm-Kunden im unteren Ahrtal wieder mit Erdgas versorgt werden können. In den Weindörfern weiter flussaufwärts ohne größeres Erdgasnetz setzen Flutopfer eher auf andere Lösungen, etwa auf dezentrale Flüssiggas- und Stromheizungen, Holzöfen und kleinere Wärmenetze für mehrere Häuser.

Spiegel: Schnelle Lösungen sind gefragt

Klimaschutzministerin Anne Spiegel (Grüne) erklärte zum Ahrtal: «Unsere Energieberater und -beraterinnen hören vor Ort fast ausschließlich den Wunsch nach einer langfristig nachhaltigen und zukunftssicheren klimafreundlichen Wärmeversorgung. Jetzt allerdings geht es auf den Winter zu, und da sind schnelle Lösungen gefragt. Da geht es um jeden Haushalt, der wieder ans Gasnetz angeschlossen ist.»

Auch Innenminister Roger Lewentz (SPD) sprach daher von einer drängenden Herausforderung für die Energieversorger. «Mitte Oktober konnte das Land durch die Inbetriebnahme einer mobilen Gasversorgungsanlage, die durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Bad Neuenahr-Ahrweiler installiert wurde, sogar selbst 1100 Haushalte ans Gasnetz anschließen», ergänzte Lewentz.

Evm achtet auf Hochwassersicherheit

Der Vorstandschef der evm, Josef Rönz, sagte, die zerstörte frühere Erdgashochdruckleitung von Remagen-Kripp entlang der Ahr bis Bad Neuenahr-Ahrweiler sei durch ein Rohrsystem mit neuem Verlauf ersetzt worden - weiter weg vom Fluss und damit hochwassersicherer. Dafür hat die evm nach eigenen Angaben auch entlang von Weinbergen eine rund zwei Kilometer provisorische Hochdruckleitung verlegt, «die dem Wiederaufbauprojekt eine Beschleunigung von rund drei Monaten verschaffte». Der Bau der endgültigen Leitung beginne hier 2022.

Für ein zügiges Handeln bei der Wiederherstellung des evm-Gasnetzes im unteren Ahrtal sei teils auf aufwendige Genehmigungsverfahren, Bodengutachten und Probebohrungen verzichtet worden. Insgesamt würden etwa 20 bis 30 Millionen Euro für die Arbeiten veranschlagt, ergänzte der Energieversorger.

Energieagentur macht Umfrage

Um die Wärmeversorgung in der Region - auch im mittleren und oberen Ahrtal - kümmert sich ebenso die Energieagentur Rheinland-Pfalz. Nach ihrer Aussage ergab die Auswertung von rund 1000 ausgefüllten Fragebögen für Anwohner, dass sich weit mehr als 80 Prozent «für eine langfristige und klimafreundlichere Art der Wärmeversorgung interessieren». Mit Blick auf den nahenden Winter hieß es: «Gleichzeitig und ergänzend zur Bedarfsanalyse werden in den betroffenen Ortschaften auch mobile Einzel- oder Wärmenetz-Übergangslösungen, zum Beispiel mit mobilen Heizzentralen, entwickelt und angeboten.»

Die Energieagentur verwies zudem auf «knappe Kapazitäten bei Handwerkern und Materialengpässe». Handwerksbetriebe in ganz Deutschland unterstützten die Heizungsbauer in der Ahrregion. (dpa/amo)