Wärme

Stadtwerke Bamberg bauen Bayerns größte Abwasserwärme­anlage

Um für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Lagarde-Campus Wärme aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen, zapfen die Stadtwerke Bamberg selbst das Abwasser als Wärmequelle an.
25.01.2022

Der Wärmetauscher erstreckt sich über eine Länge von 250 Metern und ist damit der längste in ganz Bayern.

Um für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Lagarde-Campus aus Erneuerbaren Energien Wärme zu gewinnen, greifen die Stadtwerke auf das Abwasser zu. Die Restwärme aus dem Abwasser wird Wärmepumpen speisen, die heißes Wasser für Küche, Bad und Heizung erzeugen, teilt das kommunale Unternehmen mit. Auf dem Bamberger Lagarde-Areal entwickeln die Stadtwerke Bamberg ein Wärmesysteme. Das Energiesystem versorgt 1.200 Familien mit Wärme, die zu 70 Prozent vor Ort aus regenerativen Quellen gewonnen wird. Die Stadtwerke investieren 18 Mio. Euro in das Zukunftsquartier.

Gleichzeitig werden mit der Abwasserwärme die Erdwärmespeicher auf dem Lagarde-Campus wieder aufgeladen. Allein auf diesem Weg wollen die Stadtwerke jährlich rund 2.300.000 Mio. kWh Wärme produzieren und damit umgerechnet 230.000 Liter Heizöl einsparen.

Wärmetauscher ist 250 Meter lang

Wo viele Menschen leben, wird viel Abwasser produziert. Kommt es im Kanal an, ist das Abwasser je nach Jahreszeit noch zwischen 5 und 25° C warm – und damit vor allem in den kalten Monaten wärmer als die Umgebungstemperatur: „Alles das sind ideale Voraussetzungen für die weitere Nutzung der Wärme – auch weil diese Energie in unmittelbarer Nähe zum Gelände ganzjährig konstant zur Verfügung steht“, sagt Stefan Loskarn von den Stadtwerken Bamberg. Loskarn ist Projektleiter für den Aufbau des Wärmesystems auf dem Bamberger Lagarde-Campus und ihm ist jede erneuerbare Quelle recht, mit der vor Ort ökologisch Wärme produziert werden kann.

Beim Abwasser funktioniert das über große Wärmetauschermatten aus Edelstahl, die im Jahr 2021 unterhalb der Zollnerstraße auf den Boden des Abwasserkanals montiert wurden. Der Wärmetauscher erstreckt sich über eine Länge von 250 Metern und ist damit der längste in ganz Bayern. Auf einer Fläche von 720 Quadratmetern nimmt ein Wasserkreislauf in den Stahlmatten die Restenergie des darüber fließenden Abwassers auf. Über eine rund einen Kilometer lange Anbindung, die ab Frühjahr gebaut wird, wird die gewonnene Abwasserwärme zunächst zur Energiezentrale des Lagarde-Campus und von dort zu den Wärmepumpen in den Neubauten transportiert.

Erdwärme und Abwasser sollen die Wärme zu 70 Prozent CO2-neutral gestalten

Die Stadtwerke werden rund 70 Prozent der auf dem Lagarde-Campus benötigten Wärme auf CO2-freiem Weg erzeugen: Für den Betrieb der Wärmepumpen ist die Abwasserwärme gemeinsam mit der Erdwärme wichtigste Energiequellen für den Betrieb der Wärmepumpen. Der Strom für die Wärmepumpen wird ebenfalls regenerativ gewonnen: in Photovoltaikanlagen, die die Stadtwerke auf den Dächern der Neubauten installieren.

"Die Technik ist zwar ausgereift, sie muss aber auch wirtschaftlich sein, damit die Bewohnerinnen und Bewohner bei den Heizkosten nicht drauflegen“, erklärt Projektleiter Loskarn. Der Lagarde-Campus bietet hierfür ideale Rahmenbedingungen: Weil nicht nur ausreichend Abwasser durch den Kanal fließt, sondern hier auch viele höchst effiziente Neubauten entstehen, in denen diese Energie bestens wiederverwertet werden kann. (gun)