Wärme

Stuttgart: Abwasserwärme statt Gas

Die Stadtwerke realisieren zusammen mit einer ihrer Töchter ein Quartierskonzept, in welchem der Wärmebedarf über eine Abwasserwärmepumpe abgedeckt wird. Auch das redundante System verzichtet auf Gas jeglicher Art.
22.03.2023

Die Stadtwerke realisieren für die Landeshauptstadt ein innovatives Quartierskonzept.

Im Stuttgarter Bezirk Feuerbach entsteht ein CO2-neutrales Quartier. Es soll laut den verantwortlichen Stadtwerken Stuttgart das erste seiner Art für die Landeshauptstadt sein. Das kommunale Unternehmen habe mit seiner Tochter Energiedienste der Landeshauptstadt Stuttgart (EDS) jetzt ein Konzept vorgelegt, wie der Versorger mitteilt. Warmwasser und Heizenergie wird mit lokaler Umweltwärme bereitgestellt.

Kernstück des Energiekonzepts bleibt die ökostrombetriebene Wärmepumpe. Projektleiter Alexander Horn führt aus: "Wir bringen einen Wärmetauscher in den Abwasserkanal ein. Dort herrschen im Schnitt Temperaturen über zehn Grad, auch im Winter. Das ist ideal für eine zuverlässige und lokale Lösung." Die so gewonnene Heizenergie gelangt über eine Trägerflüssigkeit in einem eigenen Kreislauf in die Heizzentrale.

Back-up sind elektrische Heizkessel

Dort erhöht eine Wärmepumpe die Temperatur energieeffizient auf ein nutzbares Niveau. Über spezielle Versorgungsleitungen gelangt die Wärme schließlich in die Gebäude und steht dort zum Heizen und für Warmwasser zur Verfügung. Als Redundanz, wenn die Wärmeerzeugung der Wärmepumpen nicht ausreichen sollte, also wenn besonders viel Wärme benötigt wird, haben die Stadtwerke zudem große elektrisch betriebene Heizkessel eingeplant – vergleichbar mit großen Durchlauferhitzern. Diese tragen laut Planstand weniger als zehn Prozent zum Jahreswärmebedarf bei. Über 90 Prozent des Jahreswärmebedarfs wird von den Wärmepumpen gedeckt.
 
Möglich macht das ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 50 Kubikmetern, der Lastspitzen auffangen kann. "Das ist wichtig, damit die energieintensiven Kessel nur selten zum Einsatz kommen", betont Horn. Denn in Pufferspeichern kann erzeugte Wärme lagern, wenn der Bedarf gering ist – etwa nachts. Morgens, wenn viel Warmwasser und Heizenergie gleichzeitig benötigt werden, steht sie dann zur Verfügung. Strom für die Wärmepumpe wird auch lokal auf den Dächern des Quartiers erzeugt. Geplant sind Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Leistung von ungefähr 250 Kilowatt-Peak.

Der Zeitplan und die Förderung

Die EDS hat das Konzept zum einen auf das gesamte Quartier erweitert, nachdem zwei weitere Baufelder mit Wärme versorgt werden sollen. Es wird auf jegliches Gas verzichtet, auch auf Biogas. Die SWS beantragen für das Projekt die Bundesförderung effizienter Wärmenetze. Mit der Fertigstellung des Energiekonzepts können nun die Fördermittel beantragt werden. EDS-Geschäftsführer Jean-Claude Schmiedle erklärt: "Wir rechnen mit einem positiven Förderbescheid noch in diesem Jahr. Wenn alles nach Plan läuft, starten die Bauarbeiten für die Wärmeversorgung im Herbst." Die Grundsteinlegung für das Quartier ist für den 31. März geplant. (gun)