Würzburg: Modellfabrik erhält Anschluss an Fernwärme
Eine neue Fernwärmeleitung in das Gewerbegebiet Würzburg Ost legen die WVV-Töchter Mainfranken Netze GmbH und Stadtwerke Würzburg AG. Dies geschieht im Auftrag des Zweckverbands Abfallwirtschaft (ZVAWS). Ermöglicht wird das Projekt durch den Neubau einer Modellfabrik des Kunststoff-Zentrums SKZ als erstem Kunden. Die Grundsteinlegung für die Modellfabrik fand jüngst statt, wie der WVV mitteilt.
Durch diesen Neubau will das SKZ laut Geschäftsführer Thomas Hochrein "die industrielle und die digitale Welt verbinden, um Themen wie Industrie 4.0 und Nutzung künstlicher Intelligenz konkret umzusetzen." Die Modellfabrik sei deutschlandweit die erste, die sich den spezifischen Herausforderungen der Kunststoffindustrie widme. Im Würzburger Gewerbegebiet Ost soll damit ein Transferzentrum für Forschung und Entwicklung entstehen.
Inbetriebnahme ist bis Herbst 2022 vorgesehen
Der Bau der Fernwärmeleitungen soll im März 2021 beginnen. Ohne die Hausanschlussleitungen weisen diese Fernwärmeverteilleitungen (mit Vor- und Rücklauf) eine Länge von zwei Mal einen Kilometer auf. Auch eine Umformstation, in der Dampf aus dem Müllheizkraftwerk auf Heizwasser mit einer Temperatur von 95 auf 60 Grad Celsius gebracht wird, wird parallel zum Leitungsbau neu errichtet.
Die Energie wird am SKZ größtenteils zur Kälteproduktion verwendet. Für den SKZ-Altbau und SKZ-Neubau werden daher zwei Absorptionskälteanlagen mit einer Leistung von jeweils 200 kW installiert. Die Inbetriebnahme des SKZ-Neubaus "Modellfabrik" ist im September 2022 vorgesehen. Bis zu diesem Termin sollen die Fernwärmeleitungen spätestens in Betrieb sein.
Überschüssige Wärme fließt in Würzburger Netz
Das Müllheizkraftwerk (MHKW) wird in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) betrieben und die dort freigesetzte Energie soll zum Teil in elektrischen Strom umgewandelt werden. Im Übrigen steht sie als Fernwärme für das Würzburger Netz zur Verfügung, das vom MHKW im Verbund mit dem Heizkraftwerk an der Friedensbrücke bedient wird. Der Anteil des MHKW an der Würzburger Fernwärmeversorgung liegt dabei zwischen 15 und 20 Prozent.
Der biogene Anteil des Abfalls beträgt rund 50 Prozent und zählt zu den erneuerbaren Energiequellen, da die Verbrennung CO2-neutral ist. Die Transportleistung der neuen Leitung ist zur Deckung eines Wärmebedarfs bis rund vier Millionen Kilowattstunden geeignet. Gegenüber der Nutzung der Wärme im bundesdeutschen Mix ergibt dies eine Einsparung von mehr als 800 Tonnen CO2 jährlich, was etwa dem Ausstoß von 370 PKW bei einer Fahrleistung von je 15.000 km pro Jahr entspricht.
Anwohner profitieren vom Anschluss ans Glasfasernetz
Neben der ökologischen Komponente werden Eigentümer der Grundstücke im Gewerbegebiet Würzburg Ost durch die WVV ein Dienstleistungspaket erhalten. Es umfasst neben der Wärmelieferung auch die Wärmetauscherstation sowie den Anschluss an das Glasfasernetz. Damit soll dem wachsenden Bedarf an schnellen Internetlösungen begegnet werden. (jk)