Abfallwirtschaft

Chemisches Kunststoffrecycling hat großes Potenzial

Die Pyrolyse von gemischten Kunststoffabfällen könnte die Abfallwirtschaft klimafreundlicher machen. Das Potenzial erläutern Wissenschaftler einer NRW-Klimainitiative.
16.07.2020

2 Mio. der rund 6 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle jährlich könnten durch chemisches Kunststoffrecycling wiederverwertet werden.

 

Mehr als 6 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle fallen in Deutschland jährlich an, nur etwas weniger als die Hälfte kann werk- und rohstofflich genutzt werden. Der Rest wird thermisch verwertet, also verbrannt.

Gerade gemischte Kunststoffarten erschweren das Recycling. Hier setzt das chemische Recycling an. Bei diesem Verfahren werden die Stoffe durch hohe Temperaturen zersetzt und in kleinere Moleküle aufgespalten. Diese lassen sich im Sinne der Kreislaufwirtschaft in neue Kunststoffe oder chemische Grundstoffe überführen. Die Schätzungen gehen von bis zu 2 Mio. Tonnen Kunststoffabfall jährlich aus, der auf diese Weise wiederverwendet werden könnte.

Beitrag zum ökologischer Strukturwandel

„Chemisches Recycling kann einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Strukturwandel in NRW leisten“, erklärt Samir Khayat, Geschäftsführer der Initiative IN4climate.NRW.„Die technologischen Grundlagen für die Kunststoff-Pyrolyse sind vorhanden. Wichtig ist nun, diese weiterzuentwickeln und in konkrete Strategien und Pilotprojekte in Kooperation von Wissenschaft und Industrie umzusetzen.“

Die AG Circular Economy bei IN4climate.NRW, die sich insbesondere für die Förderung der Kreislaufwirtschaft einsetzt, hat nun ein Diskussionspapier dazu geschrieben. Hinter der Veröffentlichung des Papiers stehen die Unternehmen Lanxess, Rain Carbon und RHM sowie die Forschungsinstitutionen Fraunhofer Umsicht, RWTH Aachen, der Verein Deutscher Zementwerke und das Wuppertal Institut.

Pilotanlage ist das Ziel

„Die verschiedenen technologischen Optionen müssen nun weitergehend bewertet werden“, so Prof. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts und Innovationsteamleiter bei IN4climate.NRW. „Dabei kommt es auf eine ganzheitliche Betrachtung an, die berücksichtigt, dass sich die Rahmenbedingungen des Energiesystems verändern. Dies gilt vor allem für den steigenden Anteil erneuerbarer Energien, der sich positiv auf die Klimabilanz auswirkt.“

Ziel ist es, in einer Folgestudie in Kooperation von Wissenschaft und Industrie die strategischen Perspektiven einer Demonstrationsanlage zum thermochemischen Recycling von Kunststoffabfällen in NRW zu erarbeiten und zu analysieren. Dabei dient IN4climate.NRW als Plattform, die als Landesinitiative Partner aus Industrie, Wissenschaft und Politik zusammenbringt, um gemeinsam konkret an Projekten und Strategien für eine innovative klimagerechte Transformation des Industriesektors zu arbeiten. (hp)