Abfallwirtschaft

ETG setzt auf dezentrale Anlagen zur Klärschlammtrocknung

Mit dem angewandten Verfahren sollen die Schwermetalle deutlich unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen. Warum sich das Verfahren gut für dezentrale Standorte eignet und wie die Anlage genau arbeitet:
24.03.2021

Mit einer angeschlossenen Pyrolyseeinheit kann in der Anlage Grünschnitt mit einer definierten Korngröße zu Pflanzenkohle karbonisiert werden. (Symbolbild)

Die Firmengruppe ETG (Göppingen) und der Maschinenhersteller Biogarnics (Lähden) haben 2019 gemeinsam das Unternehmen Bioreformer gegründet. Dessen Ziel ist es, dezentrale Anlagen zur Klärschlammtrocknung zu bauen, wie die ETG mitteilt.

Konkret sollen die Anlagen Klärschlämme veredeln und Phosphor zurückgewinnen. Im Herbst 2020 ging nach fünfmonatiger Genehmigungs- und Bauphase die erste Anlage im niedersächsischen Saterland in Pilotbetrieb. Nach gut sechs Monaten ist die Klärschlammtrocknung nun in den Regelbetrieb eingestiegen.

18.000 Tonnen kommunaler Klärschlamm

Das verarbeitete Volumen soll in etwa der Menge entsprechen, den die drei Standort-Kommunen Saterland, Friesoythe und Cloppenburg jährlich produzieren. Die Gesamtinvestition liegt bei 2,5 Mio. Euro für den Anlagenbau, inklusive Grundstück, heißt es.

Die Anlage verarbeitet aktuell 18.000 Tonnen kommunalen Klärschlamm, mit einem Trockenmasse-Gehalt (TS) von 23 Prozent. Daraus produziert sie nach Unternehmensangaben 1800 Tonnen Klärasche, mit einem TS von bis zu 99 Prozent.

Trockenschlamm wird "veredelt"

Bei dem Verfahren trockne der nasse Klärschlamm in einer großen, zigarrenförmigen Trommel und gebe gefilterten Wasserdampf an die Umwelt ab, heißt es weiter. Anschließend geht es in die thermische Verarbeitung. Bei bis zu 1000°C "veredelt" der trockene Schlamm zu Klärasche.

Alle organischen Materialien sowie Arzneimittelrückstände und Pestizide sollen dabei verbrennen. Übrig bleibt Klärasche, die aus Mineralien besteht. In dieser Klärasche sollen die Schwermetallwerte deutlich unterhalb gesetzlicher Grenzwerte liegen, so die ETG.

Pflanzenkohle als Nebenprodukt

Zudem könne bei der Technologie eine Pyrolyseeinheit angeschlossen werden, um etwa Grünschnitt mit einer definierten Korngröße zu Pflanzenkohle zu karbonisieren, heißt es. Die Pflanzenkohle diene dabei als Träger. Zusammen mit der phosphorhaltigen Klärasche entstehe so ein Bodenhilfsstoff, heißt es.

Für 2021 plant der Entsorger weitere Anlagen. Ideal seien Industriegebiete, die mehrere Kläranlagen im Umkreis von bis zu 50 Kilometer haben, so das Göppinger Unternehmen. Der Flächenbedarf liege bei etwa 2000 m², wobei langfristige Verträge und Liefervereinbarungen mit mehreren Kommunen anstrebt werden. (jk)