Abfallwirtschaft

Hunderte Schrottfahrräder in Dresden und Leipzig - Verfahren aufwendig

Der zunehmende Fahrradverkehr beschert großen Städten auch Schrott. Abstellplätze etwa vor Bahnhöfen werden zum Radfriedhof - nicht mehr benötigte Drahtesel werden dort «entsorgt». Aufräumen müssen die Städte.
09.03.2020

In den ostdeutschen Städten kämpfen die Kommunen mit Schrotträder an öffentlchen Plätzen - doch einfach entsorgen geht nicht.

Verrostet, demoliert und offensichtlich herrenlos: Vor allem in Dresden und Leipzig haben die Ordnungsämter gut mit der Beseitigung von Schrottfahrrädern an öffentlichen Plätzen zu tun. Im Stadtgebiet von Leipzig wurden im vergangenen Jahr 369 Räder verschrottet, wie die Stadt bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den drei größten Städten in Sachsen mitteilte.

In Dresden lag diese Zahl nach Angaben der Stadt bei rund 200 im vergangenen Jahr. Vor allem die Plätze vor den beiden großen Fernbahnhöfen seien betroffen, vor dem Hauptbahnhof in der Altstadt sowie dem Bahnhof Dresden-Neustadt, auf die allein zusammen etwa 180 der Räder entfielen, hieß es. Chemnitz hingegen hat eigenen Angaben zufolge kein Problem mit Schrotträdern.

Entsorgung geht Einlagerung voraus

Auf Schrottfahrräder müsse ständig geachtet werden, denn seien im öffentlichen Raum gut zu sehen und sie blockierten zudem Abstellplätze, sagte ein Sprecher der Stadt in Dresden. Indizien für ein Schrottrad seien starke Beschädigungen, fehlende Teile, starker Rost, auch das «Einwachsen in die umgebende Vegetation». Aber: «Wenn ein Rad jedoch nur längere Zeit nicht benutzt wurde und sehr schmutzig ist, berechtigt das nicht zur Entsorgung.»

Das Entsorgungsverfahren ist aufwendig: Mögliche Schrottfahrräder in Dresden werden zunächst mit einem Aufkleber versehen. Der unbekannte Eigentümer wird aufgefordert, das Rad innerhalb einer Frist - in der Regel zwei Wochen - abzuholen. Danach werden die Räder entfernt, eingelagert und dokumentiert. Bei der Polizei wird erfragt, ob die Räder möglicherweise als gestohlen gemeldet wurden. Pro Rad ist laut Stadt mit Kosten von ungefähr 150 Euro für Personal und Technik zu rechnen.

Hohe Quote an geklauten Rädern

Werden Schrotträder jedoch als noch «instandsetzungsfähig» eingeschätzt, gehen sie laut Stadt an gemeinnützige Vereine wie Behindertenwerkstätten oder an Umschulungs- und Fortbildungseinrichtungen. Diese reparierten die Räder und könnten sie dann kostengünstig weitergeben, hieß es.

«Das läuft in Dresden eigentlich ganz vernünftig», lobt der Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Sachsen, Konrad Krause. «Es ist ein sinnvolles Verfahren.» Krause vermutet, dass unter den Schrottfahrrädern auch viele geklaute Räder sind.

Problem nicht in allen Städten bekannt

Dass es in Chemnitz kaum Schrotträder gebe, führt Krause darauf zurück, dass dort der Radverkehr noch nicht so dicht sei. Eine Sprecherin der Stadt Chemnitz sagte ebenfalls, dass in der Stadt nicht so viel Rad gefahren werde wie in anderen Städten - obwohl Radwege gebaut würden.

In Leipzig achten die Mitarbeiter der Polizei und des Ordnungsamtes den Angaben nach bei ihren Streifengängen auf fahruntüchtige Räder, auf Fahrradschrott oder auch aufgegebene Fahrradreste vor allem an Bahnhöfen, Haltestellen, Universitätsgebäuden sowie an Schulen. Anhand individueller Merkmale wie Registrierungen, Codierungen oder Rahmennummern wird nach Hinweisen zum Eigentümer oder zu  Verlust- sowie Diebstahlsmeldungen gesucht. Wird dabei ein Treffer gelandet, werde das Rad sichergestellt und  der Eigentümer informiert, hieß es. Die anderen Räder werden verschrottet. (dpa/ls)