Abfallwirtschaft

Mehrwegquote im freien Fall: Verbände sehen Politik in der Pflicht

Einwegflaschen und Dosen sind auf dem Vormarsch und setzen das Mehrwegsystem unter Druck - Branchenverbände fordern einen konkreten Maßnahmenplan der Regierung.
18.07.2018

Coca-Cola hat es vorgemacht, Pepsi hat vergangenes Jahr nachgezogen und auch die deutschen Discounter Aldi und Lidl halten sich nicht an die gesetzlich festgelegte Mehrwegquote. Laut Verpackungsgesetz müssen mindestens 70 Prozent der Getränkeverpackungen wiederverwertbar sein, aktuell liegt der Anteil in Deutschland allerdings nur bei 43 Prozent. Die Mehrweg-Allianz, bestehend aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), dem Verband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (GFGH), dem Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (EHV), dem Verband Private Brauereien Deutschland und dem Verband Pro Mehrweg fordern nun eine Reaktion auf politischer Ebene.

Die Bundesregierung soll einen konkreten Maßnahmenplan vorlegen, wie die gesetzliche Quote von 70 Prozent bis 2021 erreicht werden kann. Hierzu fordern die Verbände Sanktionen auf Einwegplastikfalschen und Dosen in Höhe von 20 Cent zusätzlich zum regulären Pfand. Doch nicht nur die Mehrweg-Allianz sieht die Koalitionsparteien in der Pflicht: Wenn der Marktanteil von 70 Prozent in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht erreicht wird, muss die Bundesregierung gemäß des Entschließungsantrags des Bundestages vom 28. März dieses Jahres bereits heute „weitgehende rechtliche Maßnahmen“ entwickeln.

Sanktionen einführen, Ausnahmen streichen

Neben finanziellen Sanktionen halten DUH und Co. eine Nachbesserung bei der Kennzeichnung von Mehrwegverpackungen für erforderlich. Damit Verbraucher Mehrweg und Einweg besser unterscheiden können, sieht das Verpackungsgesetz eine Kennzeichnung am Verkaufsort vor. Die Mehrweg-Allianz plädiert jedoch für ein Label direkt auf dem Produkt. Auch in Sachen Einwegpfand müsse sich einiges ändern, so die DUH: Die Ausnahme von Säften und Nektaren von der Einwegpfandpflicht müsse aufgehoben werden.

Die Begründung, dass diese Getränke nicht bepfandet sein sollten, da Einweg-Plastikflaschen in diesem Bereich eine Polyamid-Schicht enthalten, die das Recycling stört, sei nicht überzeugend. Die automatische Sortiertechnik sei inzwischen so weit entwickelt, dass Plastikflaschen mit oder ohne Polyamid-Anteil problemlos erkannt und getrennt werden können. Dänemark hat in diesem Punkt bereits gehandelt und die Pfandregelung vereinfacht. Eine ähnliche Umsetzung fordert die Allianz bis 2020 auch in Deutschland. Zudem kündigt die DUH bereits an, die größten Marktteilnehmer bei der Umsetzung der Verpackungsverordnung regelmäßig zu überprüfen und die Ergebnisse öffentlich zu machen. (ls)