Abfallwirtschaft

RWE baut Kapazität zur Klärschlammentsorgung aus

Die Verbrennung von Klärschlämmen ist deutlich im Aufwind, obwohl in der Summe immer weniger davon anfallen. RWE bietet an, einen noch größeren Anteil des Marktbedarfes abzudecken.
14.12.2018

Block K im Goldenbergwerk mit Klärschlammlagerhalle (vorne) und Klärschlammannahme (unterhalb der aufsteigenden Bandbrücke). Die Lagerhalle soll nach links hin erweitert werden.

2016 hat RWE rund 750.000 Tonnen Originalsubstanz an Klärschlämmen aus der kommunalen Entsorgung thermisch verwertet. In diesem Jahr wird das Unternehmen schon über 850.000 Tonnen Originalsubstanz an Klärschlamm verbrennen. Das ist ein Zuwachs um fast 15 Prozent in zwei Jahren. "Wir profitieren von der seit 2017 geänderten Gesetzeslage", erklärt dazu Karl-Heinz Stauten, Geschäftsführer RV Rheinbraun Handel und Dienstleistungen GmbH.

Die novellierte Klärschlamm- und die Düngeverordnung schränken die bodenbezogene Verwertung von Klärschlamm stark ein. Gleichzeitig wurde eine Pflicht zur Phosphorrückgewinnung eingeführt, womit der Druck, Klärschlamm vermehrt zu verbrennen, deutlich steigt. Stauten weiter: "Hierfür stehen wir den Kommunen als Partner zur Verfügung. Mit der in 2017 errichteten Klärschlammlagerhalle am Standort Goldenbergwerk und deren Ausbau in 2019 sowie der Errichtung einer zusätzlichen Klärschlamm-Pumpenlinie erweitern wir unsere Kapazitäten deutlich."

Phosphor-Rückgewinnung hat Priorität

Aufgrund des niedrigen Ascheanteils im Hauptbrennstoff Braunkohle enthält die Mitverbrennungsasche etwa vier Prozent Phosphor und ist damit auch für die zukünftig gesetzlich vorgeschriebene Phosphor-Rückgewinnung grundsätzlich geeignet. Vorversuche haben bereits gezeigt, dass Phosphor nasschemisch durch Säureaufschluss und anschließende Aufreinigung aus Mitverbrennungsasche zurückgewonnen werden kann. Das Endprodukt Phosphorsäure ist marktgängig und universell einsetzbar.

Neben dem nasschemischen Weg verfolgt RWE auch den Ansatz, Phosphor thermisch im Zuge der Vergasung von Gemischen aus Klärschlamm, Klärschlammasche und Braunkohle zurückzugewinnen. Hierbei sollen mit Phosphorsäure und Synthesegas zwei Wertprodukte gekoppelt erzeugt werden. Erste Teilerfolge wurden bereits im Technikumsmaßstab erzielt. "Aktuell prüfen wir in den Kraftwerken der Veredlung in einer ersten Versuchsphase auch die Mitverbrennung von teilgetrockneten Klärschlämmen. Damit wollen wir unser Angebot an die Kommunen und unsere Kapazitäten erweitern," so Stauten.

Klärschlammverwertung unabhängig von der Braunkohle

Derzeit verwertet RWE knapp 50 Prozent des kommunalen Klärschlammaufkommens in NRW; das sind rund zehn Prozent der deutschen Klärschlammmenge. Dies geschieht größtenteils in den Kraftwerken der Braunkohlenveredlung, kleinere Mengen aber auch im Braunkohlenkraftwerk Weisweiler, im Steinkohlenkraftwerk Ibbenbüren sowie im Müllheizkraftwerk Essen-Karnap. Die vertraglichen Verpflichtungen kann RWE nach eigenen Angaben auch angesichts der Drosselung der Rohkohleförderung im Tagebau Hambach einhalten; das OVG Münster hatte eine solche Drosselung verfügt. (sig)