Abfallwirtschaft

Streit um Biomüllentsorgung

Die Kreise Viersen und Wesel wollen die Bioabfall-Behandlung künftig selbst machen. Dafür ist der Bau einer Vergärungs- und Kompostierungsanlage geplant. Am 13. Dezember entscheidet der Kreistag. Das bisher tätige Unternehmen Reterra, eine Remondis-Tochter, ist nicht begeistert.
26.11.2018

In die Anlage Adonkshof im Kreis Wesel soll die 33 Mio. Euro teure Anlage integriert werden.

Für 33 Mio. Euro wollen die Kreise Viersen und Wesel (Nordrhein-Westfalen) eine Vergärungs- und Kompostierungsanlage bauen, die die Bioabfall-Behandlung rekommunalisieren soll. Das Projekt in Asdonkshof stößt auf Kritik beim Unternehmen Reterra, das aktuell für die Biomüllentsorgung zuständig ist.

"Hierdurch bindet sich der Kreis Viersen für die Dauer von 28 Jahren an den Kreis Wesel, entzieht für diesen Zeitraum die Leistung der Bioabfall-Behandlung dem Wettbewerb, setzt 15 Arbeitsplätze im Kreis Viersen aufs Spiel, belastet die Bürger des Kreises mit Mehrkosten von mindestens 25 Mio. Euro und die Umwelt durch zusätzliche Transporte von Viersen in den Kreis Wesel", mahnt die Geschäftsführerin des Unternehmens Barbara Junker in einem Offenen Brief an Landrat Andreas Coenen (CDU). "Wir glauben nicht, dass die Dimensionen der angedachten Entscheidung allen im Kreis Viersen bewusst sind."

Preis ungenügend kalkuliert

Am 13. Dezember sollen die Mitglieder der Kreistage Viersen und Wesel über den Bau abstimmen. Die Vorbereitungen laufen seit rund drei Jahren. Aus der Sitzungsvorlage geht hervor, dass der Preis für die Behandlung von 1000 Kilogramm Bioabfall bei 79,53 Euro netto liegen soll. Juncker warnt, dass diese Summe lediglich auf der aktuellen Planung beruhe, ohne dass genaue Kosten durch Angebote im Rahmen einer Ausschreibung belegt seien. Sowohl die Kosten für den Umschlag in Viersen, als auch der Transport des Bioabfalls aus dem Kreis Viersen nach Asdonkshof seien vergessen worden. Summa summarum kämen so Gesamtkosten für die Behandlung des Bioabfalls von mindestens 123,83 Euro netto je Tonne zusammen.

Die Reterra könne eine Tonne Bioabfall für 83 Euro netto behandeln. "Bei einer Menge von 35.000 Tonnen pro Jahr und einer Laufzeit von 28 Jahren ergeben sich finanzielle Mehrbelastungen für die Bürger von knapp 25 Millionen Euro", warnt Juncker. Zudem würden die Lastwagen-Transporte zwischen den beiden Kreisen Luft und Umwelt nicht unerheblich belasten. Junker unterstreicht: "Der Kreisverwaltung haben wir angeboten, unsere Anlage zu unveränderten Konditionen um eine Vergärungsanlage zu erweitern."

Kreis: Solide Kalkulation

Der Umweltdezernent des Kreises, Andreas Budde, hält die geplante Anlage hingegen für solide kalkuliert. "Selbstverständlich kommen zum Selbstkostenpreis von 79,53 Euro netto noch Kosten für Umschlag und Transport von etwa 20 Euro netto hinzu", räumt er ein. Dies sei auch transparent gemacht worden. Er gibt jedoch zu bedenken: "Bei einer Ausschreibung gäbe es keine Garantie, dass wieder ein Angebot für 83 Euro netto gemacht wird."

2016 hätten die Kosten für die Entsorgung durch die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) noch bei rund 120 Euro netto pro Tonne gelegen. "Daraus lässt sich schließen, dass die Entsorger alleine 2016 offensichtlich auf Kosten der Bürger 1,3 Mio. Euro ohne nennenswerte Mehrleistung zusätzlich eingenommen haben", erklärt Budde. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sei der Entschluss gefallen, die Bioabfall-Entsorgung zu kommunalisieren. (hol)