Abfallwirtschaft

Systematisches Vorgehen ist wichtig

Experten der Kanaltechnik trafen sich jüngst beim Lindauer Seminar. Wie immer standen Neuerungen und Best-Practice-Beispiele auf der Agenda. Die Stadtwerke Osnabrück zeigten auf, wie eine reibungslose Zusammenarbeit von Haupt- und Nebenunternehmen funktioniert.
11.04.2018

Beim Lindauer Seminar referierten 26 Experten zum Thema Kanaltechnik.

Die Kanaltechnik und die -sanierung waren wie üblich das Hauptthema des diesjährigen Lindauer Seminars (8./9. März) mit rund 500 Teilnehmern und 72 ausstellenden Firmen. Die „Entwicklung einer Sanierungsstrategie“ stellte Karsten Kerres von der FH Aachen vor und legte dar, welche Konsequenzen sich hierdurch für Netzbetreiber ergeben. Mehr noch als bisher ist es erforderlich, bei Umsetzung von Sanierungsstrategien künftige Entwicklungen wie Netzalterung oder Starkregenentwicklung zu berücksichtigen. Auch wenn die Werkzeuge dafür längst vorhanden sind, werden sie nach wie vor nicht umfassend genutzt, bekundete Kerres. Er zeigte ebenfalls Möglichkeiten auf, den Erfolg von Sanierungsstrategien mittels Kennzahlen zu beobachten und zu bewerten. Hier gibt es schon interessante technische Ansätze, allerdings sind die Methoden zum Strategiemonitoring insbesondere in Bezug auf Benchmarks noch auszubauen.

Daniela Fiege von den Stadtwerken Osnabrück berichtete über das systematische Vorgehen der Stadtwerke bei Kanalreparaturmaßnahmen. Am Beispiel von mangelhaften Reparaturen von Anschlüssen mittels Hutprofilen zeigte Fiege die Notwendigkeit einer solchen Systematik auf: Die Qualität von etwa 800 Reparaturmaßnahmen jährlich kann ohne eine systematische Herangehensweise nicht sichergestellt werden. Diese Systematik umfasst eine umfassende Planungsvorbereitung, die Ausschreibungsphase und die Bauüberwachung. Dabei hat man beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass eine Zusammenführung zu vieler unterschiedlicher Reparaturverfahren in einem Leistungsverzeichnis das Risiko beinhaltet, dass Haupt- und Nachunternehmer gemeinsam anbieten, aber oft nicht reibungsfrei zusammenarbeiten. Die Mängelbeseitigung ist dann lang und aufwändig. Zusammenfassend verdeutlichte Fiege, dass Prozessverständnis und Qualifikation der Mitarbeiter wesentliche Grundlage für eine hohe Ausführungsqualität sind.

Forschungsvorhaben zur Zustandsanalyse von Abwasserkanälen

Jan Waschnewski von den Berliner Wasserbetrieben berichtete über ein Forschungsvorhaben zur automatische Zustandsanalyse von Abwasserkanälen durch virtuelle Begehung. Ziel des Projektes ist eine Vorauswertung von Inspektionsdaten durch Bilderkennungsverfahren. Dies ist notwendig, da die herkömmliche Zustandsbeschreibung nach wie vor mit großen Unsicherheiten verbunden ist. Assistenzsysteme bieten beispielsweise die Möglichkeit der Produktivitätssteigerung und Qualitätssicherung durch automatisierte Identifikation relevanter Schäden oder automatisierter Schadensklassifikation. Waschnewski stellte in diesem Zusammenhang verschiedene erfolgsversprechende Ansätze der Bildverarbeitung vor, wies jedoch auch darauf hin, dass die Komplexität der Schadensbilder und der baulichen Randbedingungen einer Bilddatenauswertung erhebliches abverlangen. Mit einem Software-Prototypen ist daher erst in den nächsten Jahren zu rechnen.

Günter Müller-Czygan, Vorsitzender von Kommunal 4.0, stellte digitale Lösungen zur Infrastrukturentwicklung vor. Ziele sind die Schaffung intelligenter Kanalnetze und die intelligente Bewirtschaftung von Anlagen. Dies erfordert eine Vernetzung über verschiedene Ebenen von der Sensorik bis zur Betriebsführung. Mit diesem Ansatz sind schon verschiedene intelligente Geräte, wie beispielsweise Beckenreiniger, die selbständig und bedarfsgerecht arbeiten, entwickelt worden. Nach und nach werden diese dann modular in ein Gesamtkonzept zusammengeführt, um so einen effizienten und flexiblen Betrieb der Netze zu ermöglichen.

Effizientere Reinigungstechnik

Tobias Jöckel von der JT-elektronik GmbH berichtete über das neu entwickelte Gesamtkonzept zur Kanalreinigung KURIM. Er zeigte Möglichkeiten auf, künftig deutlich effizienter und ressourcenschonender arbeiten zu können als es die derzeitige Reinigungstechnik erlaube. Zudem beinhaltet das Konzept auch Möglichkeiten der Zustandserfassung und Lagevermessung, so dass bereits im laufenden Betrieb aktuelle Informationen über den Kanalzustand erfasst werden und eine umfassende Inspektion eingeleitet werden kann. Als weitere Innovation stellte Jöckel den TWINBOND LINER vor. Dieser vom Deutschen Institut für Bautechnik zugelassene Mehrkomponentenkurzliner ist im Nennweitenbereich DN 100 bis DN 400 einsetzbar und weist auch ohne Vorfräsen der Rohroberfläche hervorragende Eigenschaften hinsichtlich Verklebung, Haftung und Abdichtung auf. (Karsten Kerres/al)