Karriere

DSW21 führen digitale Ausbildungsplattform ein

Nachdem sich die Lösung bereits in der Fachkräfteentwicklung bewährt hat, wird sie nun ausgeweitet. Was sich dadurch für Azubis und Ausbilder verändert
03.02.2022

Über Tablets können sich Auszubildende in technischen Berufen 3D-Darstellungen von Getrieben ansehen oder etwas über Messwerkzeuge lernen.

35 Schüler:innen beginnen jedes Jahr eine Ausbildung bei den Stadtwerken Dortmund (DSW21) oder ihrer Tochtergesellschaft, den Dortmunder Energiewerken (DEW21). Neben kaufmännischen Berufen bietet die Gruppe technische Ausbildungen an wie Anlagenmechaniker:in, Industriemechaniker:in, Mechatroniker:in oder Elektroniker:in. In einer unternehmenseigenen Lehrwerkstatt erwerben eigene sowie externe Auszubildende die für ihren zukünftigen Beruf notwendige Praxis.

Dabei wollen die DSW21 der Tatsache, dass heutige Schulabgänger mit dem Internet aufgewachsen sind und sich eine Welt ohne digitale Medien gar nicht vorstellen können, gerecht werden. Passend zum digitalen Zeitalter entwickelt das Unternehmen gemeinsam mit der auf digitale Trainingslösungen spezialisierten imc AG ein einheitliches didaktisches Ausbildungskonzept. „Schon vor einiger Zeit haben wir beschlossen, Papier zu reduzieren und so viel wie möglich zu digitalisieren“, sagt Holger Grabowski, technischer Ausbilder bei den DSW21. Sein Kollege Benjamin Belahcene ergänzt: „Alle unsere Auszubildenden erhalten ein Tablet und führen ihren Ausbildungsnachweis digital.“

Ende der Heftstapel

Neben Papier spart das digitale Berichtsheft viel Arbeitsaufwand, die Heftstapel auf den Schreibtischen der Ausbilder:innen gehören der Vergangenheit an. Auch digitale Lerninhalte, wie selbst produzierte Videos über das Bedienen einer Drehmaschine oder Übungsaufgaben zur Prüfungsvorbereitung, stehen den Lehrlingen schon länger zur Verfügung. „Bevor unsere Auszubildenden das erste Mal an einer Maschine stehen, haben sie sich einen Kurzfilm über Sicherheitsunterweisungen angesehen. Die Vorschriften werden dann live vor Ort noch einmal wiederholt“, gibt Belahcene ein Beispiel. In anderen webbasierten Trainings können sich die Azubis etwa 3D-Darstellungen von Getrieben ansehen oder etwas über Messwerkzeuge lernen.

Aktuell arbeitet die DSW21-Gruppe daran, alle vorhandenen Lernangebote in ein bestehendes Lernmanagementsystem (LMS) zu integrieren. Nachdem sich die von imc entwickelte, digitale Lernplattform bei der Fachkräfteentwicklung bereits etabliert hat, soll die Lösung nun auf den Bereich der Ausbildung erweitert werden: Aus sämtlichen Lerninhalten und pädagogischen Konzepte soll ein modernes, zukunftsfähiges Lern-Öko-System entstehen.

Individualisierung des Lernens

Über das LMS lassen sich künftig alle E-Learnings, Lehrvideos und Dokumentationen verwalten. Ausbilder:innen können digitale Trainings zuteilen oder auch Präsenzveranstaltungen organisieren. Der Erfolg von webbasierten Trainings lässt sich mit Abschlusstests überprüfen. Personalverantwortliche können außerdem einsehen, wer von den Auszubildenden welches Training nutzt oder bereits abgeschlossen hat. Der Zugriff auf die Plattform ist allen Berechtigten online möglich, über Tablet, PC oder Smartphone.

Die LMS-Technologie ermöglicht außerdem, Lernvorgänge individuell zu gestalten – ganz nach den Bedürfnissen der Auszubildenden. Lernende können sich ihren Ausbildungsplan darstellen lassen oder ihre Beurteilungsbögen einsehen. So kann jede angehende Industriemechanikerin oder jeder künftige Kfz-Mechatroniker selbst überprüfen, ob ein vereinbartes Ziel bereits erreicht ist oder ob es noch Verbesserungspotenzial gibt. Darüber hinaus können die Auszubildenden auch selbst nach Lernangeboten suchen.

Wissenslücken durch Extra-Kurse schließen

Weil Arbeiten wie Fräsen, Schneiden oder Schweißen sich nicht komplett digital erlernen lassen, wird die Ausbildung bei der DSW21-Gruppe auch weiterhin zu einem großen Teil in Präsenz stattfinden. „Mithilfe der digitalen Trainings können wir jedoch gezielt auf die Bedürfnisse Einzelner eingehen und individuell unterstützen“, nennt Belahcene einen Vorteil. Wer etwa im Fach Sozialkunde noch Wissenslücken hat oder für die bevorstehende Prüfung noch mehr über betriebliche Gesellschaftsformen erfahren will, kann jederzeit nach einem passenden E-Learning-Kurs suchen.

„Die Schüler:innen starten mit unterschiedlichen Wissensständen in die Berufsausbildung“, ergänzt Grabowski. „Einige tun sich in Mathematik, mit Bruchrechnen und Gleichungen, noch schwer. Über die Lernplattform können wir den Betreffenden dann Aufgaben zuweisen, die sie selbstständig und in ihrem eigenen Tempo bearbeiten. Anhand der Ergebnisse lässt sich dann feststellen, ob sie den Lernstoff verstanden haben oder noch weiter vertiefen müssen.“ Die Rolle der Ausbilder:innen ändert sich damit von „Unterweisenden“ zu „Lernbegleitenden“. Zwar findet vor allem die praktische Ausbildung weiterhin nach dem altbewährten Schema „erklären – vormachen – nachmachen“ statt. Zusätzlich sollen die Auszubildenden befähigt werden, selbstständig mithilfe von digitalen Medien zu lernen. (hp)