Karriere

Nachwuchstalente haben Hang zum Büro

Wenn es nach den Nachwuchstalenten geht, findet das Praktikum der Zukunft jeweils zur Hälfte im Homeoffice und im Büro statt, heißt es im 12. Future Talents Report. Dennoch gibt es eine leichte Tendenz. Und: Unternehmen müssen sich mehr anstrengen, um Talente zu überzeugen.
04.03.2022

Für Nachwuchstalente ist digitales Kommunizieren zum Standard geworden, wie eine Studie der Unternehmensberatung Clivey ergeben hat. Dennoch schätzen sie auch das Büro. (Symbolbild)

Praktikant*innen möchten ihre Arbeitszeit zukünftig jeweils zur Hälfte zuhause beziehungsweise im Unternehmen verbringen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen "Future Talents Report", den die Unternehmensberatung Clevis herausgibt. In diesem Jahr wurden dazu mehr als 3000 Nachwuchstalente befragt, teilt die Beratung mit.

Ein zentrales Ergebnis der Erhebung: Fast drei Viertel (74 Prozent) der Praktikant*innen haben im vergangenen Jahr aus dem Homeoffice gearbeitet. Damit steigert sich der Anteil von Remote-Arbeit weiter. Beginn des Jahres 2020 -also vor der Corona-Pandemie - lag dieser Anteil noch bei 26 Prozent. Vor einem Jahr wuchs er dann bereits auf 63 Prozent an.

55 Prozent der Zeit im Büro

Allerdings zieht es den Großteil der Nachwuchskräfte zumindest teilweise auch ins Büro, heißt es. Denn dort möchten sie gerne 55 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen. Dies entspricht einem Anteil von zwei bis drei Arbeitstagen pro Woche.

Ihre Hauptkritikpunkte an der Arbeit im Homeoffice seien demnach der reduzierte soziale Kontakt zu Kolleg*innen, die ständige Ablenkung im privaten Umfeld sowie Probleme damit, Beruf und Privates gedanklich voneinander zu trennen. Am Homeoffice schätzen die Talente dagegen, dass sie Zeit für den Arbeitsweg sparen und ihre Arbeit flexibler gestalten können.

Praktika bieten Mehrwert für beide Seiten

Derweil bleiben Praktika trotz des hohen Remote-Anteils weiter attraktiv: 80 Prozent der Talente waren 2022 mit ihrem Job zufrieden. Im Vorjahr waren es noch 84 Prozent gewesen. 79 Prozent würden ihren Job weiterempfehlen (Vorjahr: 82 Prozent).

Drei Viertel der Befragten finden zudem, dass ihre Arbeit einen Mehrwert für das jeweilige Unternehmen geschaffen hat. 78 prozent haben darüber hinaus das Gefühl, während ihres Beschäftigungsverhältnisses viel gelernt zu haben.

Unternehmen müssen mehr Aufwand betreiben

"Die sich verändernde Arbeitswelt, deren Transformation durch die Pandemie noch einmal extrem beschleunigt wurde, verändert auch das Praktikum, wie wir es bisher kannten", sagt Studienleiterin Kristina Bierer. "Arbeitgeber müssen in Zukunft sowohl die Arbeit aus dem Homeoffice möglich machen als auch Arbeitsplätze am Unternehmensstandort schaffen."

Wer die besten Talente frühzeitig gewinnen möchte, müsse noch mehr Aufwand betreiben als bisher schon. Denn es gelte die hoffnungsvollen Nachwuchstalente sowohl in der analogen als auch in der digitalen Arbeitswelt zu überzeugen.

Nachwuchstalente sehen digitalen Nachholbedarf

Aus Sicht von 85 Prozent der befragten Praktikant*innen ist digitale Zusammenarbeit zum neuen Standard geworden. Allerdings sehen viele Studienteilnehmer*innen hier noch reichlich Luft nach oben.

So finden etwa 59 Prozent, dass die IT-Ausstattung bei ihrem Arbeitgeber nicht auf dem neuesten Stand war. 62 Prozent empfanden das Unternehmen als nicht hochgradig digitalisiert und mehr als die Hälfte (51 Prozent) hatten zudem den Eindruck, dass ihre Führungskräfte fachlich nicht in der Lage seien, die notwendige Digitalisierung voranzutreiben.

Mehr als 1000 Euro Gehalt

Das durchschnittliche Gehalt von Nachwuchstalenten bewegt sich auch im Homeoffice in einer ähnlichen Größenordnung wie in den vergangenen Jahren und geht nur ganz leicht zurück. So verdienen Nachwuchstalente derzeit im Schnitt 1071 Euro. 2021 hatte das durchschnittliche Gehalt noch bei 1099 Euro gelegen. Vor zwei Jahren lag das Gehalt für die Future Talents im Durchschnitt bei 1053 Euro und 2019 bei 1028 Euro.

Allerdings spiele das Gehalt nur eine nachrangige Rolle, wenn sich junge Menschen ein Praktikum suchen. Hier ist der Ruf des Unternehmens entscheidend, heißt es weiter. Auch gute Entwicklungsmöglichkeiten, die Wirkung des Arbeitsverhältnisses für den Lebenslauf sowie die Atmosphäre im Vorstellungsgespräch seien wichtig. (jk)