Deutschland

Debatte um Ökostrom – Energiewirtschaft will andere Gesetze

Preistreiber oder Klimaretter? An der Energiewende scheiden sich die Geister. Die Verzögerungen bei der Umsetzung und die finanziellen Zusatzlasten für Verbraucher sind nach Ansicht von Vertretern der Energiewirtschaft zumeist durch die Politik verursacht.
12.10.2020

Das Sinteg-Schaufenster Windnode geht in den Endspurt, technisch ist die Energiewende längst machbar, aber es scheitert am regulatorischen Rahmen.

Der Ausbau von Ökostromgewinnung und -nutzung in Deutschland wird weiter kontrovers diskutiert. Auf einer Fachtagung am Montag in Schwerin beklagten Vertreter der Energiewirtschaft, dass die Energiewende durch Gesetze massiv gebremst werde. «Nicht technische, sondern regulatorische Hemmnisse sind das Problem», sagte der Vorstand des regionalen Energieversorgers Wemag, Caspar Baumgart. Die Klimaschutzziele seien nur erreichbar, wenn erneuerbare Energien breiter genutzt würden. Dazu gehörten E-Mobilität und Wärme.

Die Wemag engagiert sich seit Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien und ist Partner des Windnode-Projektes für effektiven Ökostrom-Einsatz, das zu der Fachkonferenz eingeladen hatte.

Kaum Alternativen zu Wasserstoff

Nach den Worten von Markus Graebig, Leiter des vom Bund geförderten Windnode-Projektes, verhindern gesetzliche Vorgaben vielfach eine sinnvolle Nutzung von Ökostrom. «Es ist nicht zu verstehen, dass Windräder abgeregelt werden und dafür bezahlt wird», sagte er. Ökonomisch und ökologisch besser sei es, den überschüssigen Strom zu speichern, an Haushalte zum Heizen verbilligt abzugeben oder in Wasserstoff umzuwandeln.

Nach Berechnungen der Universität Rostock können mit Wasserstoff betriebene Kraftwerke in der Perspektive die Funktionen von Kohlekraftwerken zur Sicherung der Netzstabilität übernehmen. Dazu müsse aber mit Ökostrom viel Wasserstoff hergestellt und gelagert werden. «Es gibt wenig Alternativen zum Wasserstoff», sagte Martin Töpfer vom Institut für Elektrische Energieversorgung.

Widerstand vor Ort

Der Bau neuer Windparks und die Installation größerer Windräder stößt in Mecklenburg-Vorpommern vielerorts auf Widerstand. Die vom Land gesetzlich verankerte Pflicht, Bürgern und Kommunen eine Beteiligung an Windparks in ihrer Nähe anzubieten, hat bislang kaum zu mehr Akzeptanz beigetragen. Im Vorjahr wurden nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie im Nordosten 40 neue Windenergie-Anlagen errichtet, die niedrigste Zahl seit 2011. (dpa/lm)