Neues Gerücht um Habeck-Nachfolge: Frühere VKU-Chefin im Gespräch

Katherina Reiche leitet seit 2020 die Eon-Tochter Westenergie.
Bild: © Westenergie
Von Andreas Baumer
Die Spekulationen um die Nachfolge von Robert Habeck (Grüne) als Bundeswirtschaftsminister haben über die Osterfeiertage neue Nahrung bekommen. Die in Unionsfragen üblicherweise wohlinformierte "Bild" will erfahren haben, dass keine Geringere als Katherina Reiche in Erwägung gezogen wird. Gespräche zwischen ihr und CDU-Chef Friedrich Merz sollen demnach bereits stattgefunden haben.
Sollte der mutmaßliche künftige Bundeskanzler sich für Reiche entscheiden, würde er zweifelsohne einen Überraschungscoup landen. Denn bislang hatte die 51-jährige geborene Brandenburgerin kaum jemand auf dem Zettel, auch weil sie bereits 2015 aus dem Bundestag ausschied.
VKU- und Westenergie-Chefin
Unstrittig ist, dass Reiche als langjährige Abgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt- (2009 bis 2013) und im Verkehrsministerium (2013 bis 2015) viel politische Erfahrung mitbringt. Sie galt damals als Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Danach hat Reiche als Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) und Chefin der Eon-Tochter Westenergie reichlich Branchenerfahrung gesammelt. Sie ist derzeit auch Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats. Die Expertise der Diplom-Chemikerin liegt folglich eher im Energie- und weniger im klassischen Wirtschaftsbereich. Das könnte sich als Nachteil entpuppen. Denn eigentlich will die Union den Schwerpunkt wieder auf die Wirtschaft legen.
Auch Spahn und Jung im Gespräch
Mit vergleichbaren Vorbehalten hat auch Andreas Jung zu kämpfen, der als weiterer möglicher Habeck-Nachfolger genannt wird. Er war zuletzt energie- und klimapolitischer Sprecher seiner Fraktion und ist als stellvertretender CDU-Vorsitzender weit oben in der Parteihierarchie angesiedelt.
Auch Jens Spahn soll für den Habeck-Posten im Gespräch sein. Er war in der vergangenen Wahlperiode als stellvertretender Fraktionsvorsitzender für die Themen Wirtschaft und Energie zuständig. Möglicherweise wird Spahn aber auch Fraktionsvorsitzender. Während Jung als "grünes Gewissen" seiner Partei gilt, wird Spahn dem konservativ-wirtschaftsliberalen Lager zugerechnet.
Reiche war von 2015 bis 2019 Hauptgeschäftsführerin des VKU. Als Stadtwerke-Cheflobbyistin setzte sie sich unter anderem für den Ausbau der Verteilnetze als auch für einen Kapazitätsmarkt ein. Bei beiden Themen erwartet sich die Kommunalbranche auch in der neuen Wahlperiode Fortschritte.
"Wir sind das Amazon für Stadtwerke"
Stadtwerke und Verteilnetze blieben für Reiche auch nach dem Wechsel zur Westenergie wichtige Themen. Die 2020 neu gegründete Gesellschaft ist unter anderem beim Kölner Stadtversorger Rheinenergie Minderheitsanteilseigner. "Wir sind das Amazon für Stadtwerke", sagte Reiche damals bei einer Pressekonferenz. Nach eigenen Angaben betreibt die Westenergie-Gruppe 196.000 Kilometer Strom- und 37.000 Kilometer Gasnetz.
Wie lange die CDU noch mit der Besetzung ihrer Ministerposten warten will, ist übrigens unklar. Möglicherweise könnten die Namen schon rund um den 28. April genannt werden. Dann trifft sich der CDU-Bundesausschuss und entscheidet über den Koalitionsvertrag. Spätestens am 30. April, wenn das SPD-Mitgliedervotum feststeht, dürfte es so weit sein. Dann dürfte auch klar werden, wer das Umweltministerium leiten wird. Hier hat die SPD das Vorschlagsrecht.
Katherina Reiches Stationen im Überblick:
* 1973 in Luckenwalde (Brandenburg)
1998 bis 2015: Mitglied des Deutschen Bundestags
2005 bis 2009: Stellvertr. Fraktionsvorsitzende u.a. für Umwelt und Bildung
2009 bis 2013: Parl. Staatssekretärin im Bundesumweltministerium
2013 bis 2015: Parl. Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium
2015 bis 2019: Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU)
ab 2020: Vorsitzende des Vorstands der Eon-Tochter Westenergie
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