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70 Jahre ZfK – Atommüll ins Bergwerk

1972: Wohin mit radioaktiven Abfallstoffen aus Kernkraftwerken? In den Weltraum? Ins Meer? Oder unter die Erde?
28.05.2024

Wohin mit dem Atommüll, fragte 1972 die ZfK. Ideen gab es dabei einige...

70 Jahre ZfK – Seit Juni 1954 berichtet die Zeitung für kommunale Wirtschaft aus und für die kommunalen Versorgungsunternehmen. Höchste Zeit also für einen Rückblick: In den Archiven finden sich dabei immer auch ganz besondere „Schätzchen“: Inhalte, über die die Zeit gnadenlos hinweggefegt ist, aber auch Visionäres, Kurioses, Menschliches – und manche Themen, die – leicht verändert – auch nach vielen Jahren immer wiederkehren und noch taufrisch wirken. Eine Auswahl davon stellt die ZfK in einer Artikelserie vor.

Übrigens: Anfang Juni wird die ZfK dann 70 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums wird mit der Juniausgabe der Zeitung eine Sonderbeilage mit vielen Artikeln zur bewegten Geschichte der Zeitung und mit vielen Stimmen aus der Branche veröffentlicht, außerdem wird ab nächster Woche zum runden Geburtstag eine eigene Homepage online gehen.

Nicht mehr unkontrolliert auf hoher See versenken oder in Wüstengebieten vergraben will man künftig radioaktive Abfallstoffe aus Kernkraftwerken. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die Bedeutung der Meere als Nahrungsmittelreservoir. Die Belastung durch „normalen" Müll und Abwässer beziehungsweise Öl oder gar Giftstoffe ist ohnehin der zumutbaren Grenze bereits nahe und muss gemildert werden.

Seit rund 15 Jahren prüfen Fachleute die Möglichkeiten, ausgediente, aber noch strahlende Kernbrennstoff-Reste ohne Umweltgefährdung loszuwerden, also sicher zu lagern. Denn vorläufig lassen sich Pläne, diese Stoffe etwa in die Sonne oder den Weltraum zu befördern, wie kürzlich der Vorsitzende der US-amerikanischen Atomenergiekommission, James Schlesinger, vorschlug, wohl noch nicht verwirklichen.

Abwerfen über Nord- oder Südpol?

Wirtschaftlichkeitsberechnungen sprechen auch gegen den Vorschlag Münchner Physiker, radioaktive Abfälle in Stahlbomben von Transportflugzeugen über der Eisdecke von Arktis oder Antarktis abzuwerfen. Von der Pariser Akademie der Wissenschaften bestätigte Berechnungen ergaben ca 30.000 Jahre, bis die Behälter die durchschnittlich rund 3000 m dicken Eisflächen durchwandert und die Randgletscher erreicht hätten.

In der Bundesrepublik dient das stillgelegte Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel mit insgesamt rd 1,5 Mio Kubikmeter Aufnahmekapazität als Atommüll-Lagerplatz. Es besteht aus etwa 100 Kavernen mit max 36.000 Kubikmetern Rauminhalt.

"Derartig stark strahlende Abfälle gibt es in der Bundesrepublik noch nicht"

Dort wählt man je nach Strahlungsintensität der Reststoffe unterschiedliche Lagermethoden. Schwach aktive Gegenstände oder Flüssigkeiten werden mit Zement gebunden und in Fässern deponiert. Für stark aktive Spaltprodukte ist ein aufwendiges Glaseinschmelzverfahren vorgesehen.

Das dabei entstehende Produkt nehmen Edelstahlzylinder auf, die in Bohrlöcher versenkt werden. Dabei schmilzt bei ca 300° Strahlungshitze der Behälter das um gebende Salz und schafft sichere Einbettung. Derartige stark strahlende Abfälle gibt es allerdings in der Bundesrepublik noch nicht.

Den Lagerplatz Asse sehen Fachleute als sicher an, weil er sich seit 150 Mio. Jahren geologisch nicht verändert hat. Es nimmt bereits 7000 Fässer mit atomarem Abfall auf, der aus Kernkraftwerken, wissenschaftlichen Instituten und nuklear medizinischen Abteilungen von Krankenhäusern stammt. Das Fassungsvermögen reicht schätzungsweise bis zum Jahr 2000 aus. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es in der Bundesrepublik voraussichtlich rund 150 Kernkraftanlagen.

Bislang erschienen:
70 Jahre ZfK – Der Lottogewinn
70 Jahre ZfK – Neuheiten für die Hausfrau
70 Jahre ZfK – Ölalarm