Klimaneutrale Energiezellen für den Landkreis Mainz-Bingen
Der Kreistag des Landkreises Mainz-Bingen hat mit großer Mehrheit die Umsetzung einer regionalen sicher mit Energie versorgten und klimaneutralen Energiezelle beschlossen. Die Initiatoren der Energiezelle sind das Umwelt- und Beratungszentrum (UEBZ) des Landkreises Mainz-Bingen, die Transferstelle Bingen (TSB) und die Energieeffektivität Community (EeC).
Erstmals wurde eine Priorisierung der erforderlichen Maßnahmen für eine sichere und klimaneutrale Energieversorgung vorgenommen: Entschwendung, effektive Nutzung von Energie, Anpassung des Energiebedarfs an die Produktion, Schaffung von Energielagern und Energiespeichern, Bereitstellung von Strom zur Deckung der Residuallast und Energiebereitstellung.
Ziel der Energiezelle ist es laut einer Mitteilung, eine bezahlbare, sichere und klimaneutrale Energieversorgung regional sicherzustellen. Die Energiezelle in der Region des Landkreises Mainz-Bingen sieht vor, sämtliche Energie für Wärme, Mobilität, Kommunikation, Dienstleistungen und Produktion möglichst in der Region selbst bereitzustellen. Dazu ist der bisherige Endenergiebedarf (gekaufte Energie) durch Entschwendung möglichst stark zu senken. Der verbleibende Endenergiebedarf soll durch möglichst warme Umweltenergie (Abwärme, Grundwasser, Erdwärme usw.) mittels Wärmepumpen gedeckt werden.
Digitalisierung als Schlüssel
Die verbleibende Endenergie soll durch eine Kombination von volatil produziertem Strom aus Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen und durch gezielte Bereitstellung von Strom mittels u.a. Pumpspeicherkraftwerken betrieben werden. KWK-Anlagen erzeugen darüber hinaus mithilfe von Kraft-Wärme-Kopplung zeitgleich Wärme und Strom. Durch geeignete Management Tools (z.B. Smart Grid, intelligente Stromzähler, virtuelle Kraftwerke) soll der Stromverbrauch der volatilen Stromproduktion angepasst werden.
Überschüssige Energie der Region wird an benachbarte Energiezellen abgegeben. Umgekehrt soll möglichst lagerbare Energie (z.B. Biomasse) aus den Nachbarzellen beschafft werden.
Durch dauerhaftes Monitoring werden die Maßnahmen auf ihre Effektivität laufend überprüft und die Effektivität verbessert. Die Ergebnisse werden fortlaufend über interne und externe Kanäle an die Entscheidungsträger kommuniziert und damit der Mitnahmeeffekt verstärkt.
Energiewende wirtschaftlich umsetzen
Aus den Erkenntnissen der umgesetzten Maßnahmen sollen Inputs in die Politik hineingeliefert werden, um das Marktdesign so zu gestalten, dass eine Energiewende, die nicht zum Blackout führt, möglichst wirtschaftlich wird.
Oberstes Ziel ist es nun, die Versorgungssicherheit in der Region mit Energie und ganz allgemein mit Ressourcen sicher zu stellen und damit die lokale Wertschöpfung zu steigern. Das Abfließen von 1 Milliarde Euro pro Jahr aus der Region für die Beschaffung von Energie soll möglichst gestoppt und durch Entschwenden und regional vorhanden Ressourcen ersetzt werden.
Bürger als zentrale Akteure
Dabei spielt die Zusammenarbeit mit den Bürgern und Genossenschaften (Geldsammlern) eine zentrale Rolle. Vor allem durch Entschwenden von Energie und Energiekosten sollen die Bürger befähigt werden sowohl selbst als auch in Gemeinschaften investieren zu können.
Für die Idee, die hinter der Energiezelle des Landkreise Mainz-Bingen steckt, sollen nun weitere Landkreise, die Stadt Mainz und via Energieagentur ganz Rheinland-Pfalz gewonnen werden. (amo)