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RWE will Gasgeschäft und erneuerbare Energien ausbauen

RWE bekommt durch den Deal mit Eon die Kraftwerkskapazitäten. Dadurch steigt der Konzern zur Nummer drei bei erneuerbaren Energien in Europa auf.
15.08.2018

Rolf Martin Schmitz, CEO bei RWE

Der Energiekonzern RWE will wegen des absehbaren Endes des Kohlestroms die Palette seiner Energiequellen deutlich verbreitern. Neben dem Ausbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien als Folge der Transaktion mit Eon will der Konzern auch sein Gasgeschäft erweitern, erklärte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz in einer Telefonkonferenz am Dienstag (14. August). Wegen sinkender Mengen und Preisen vor allem bei Braunkohle und Kernenergie hatte der Versorger im ersten Halbjahr deutlich weniger verdient.

"Die konventionelle Erzeugung bleibt weiter eine wichtige Säule des Konzerns", betonte Schmitz. Beim Ausbau des Gasgeschäfts kann er sich dabei sowohl den Bau neuer Kraftwerke als auch Zukäufe vorstellen. Allerdings befinden sich ihm zufolge derzeit keine geeigneten Kaufobjekte auf dem Markt. Zudem will RWE nach Abschluss der Transaktion mit Eon Milliarden in neue Projekte bei den erneuerbaren Energien investieren. 1,5 Mrd. Euro stünden dafür jährlich bereit, so Schmitz.

Schmitz: Kein übereilter Kohleausstieg

RWE gehört zu den großen Kohleverstromern Europas und ist einer der größten Emittenten des klimaschädlichen Gases CO2. Rund die Hälfte des in Deutschland verfügbaren Stroms aus Braunkohle stammt von RWE. Der Druck auf die Politik, aus dem fossilen Brennstoff auszusteigen, um die Emissionsziele für 2030 doch noch zu erreichen, wird größer. Länder wie Frankreich oder die Niederlande haben sich bereits auf ein festes Ausstiegsdatum festgelegt. In Deutschland könnte Ende 2018 über ein Ende der Braunkohle entschieden werden. Dies würde RWE mit seinem starken Kohle-Engagement erheblich belasten.

Schmitz warnte daher vor übereilten Schritten bei einem Kohleausstieg in Deutschland. Der Zeitplan der Kohlekommission sei eng, "meines Erachtens viel zu eng". Die symbolische Festlegung eines Abschlussdatums werde "der Komplexität der Aufgabe kaum gerecht." Als größte Hürde bei der Energiewende bezeichnete er den schleppenden Netzausbau.

RWE wird die Nummer zwei in der Windkraft

Bekanntlich wandern im Rahmen des Eon-RWE-Deals alle Erneuerbare-Kapazitäten zu RWE. Damit würde RWE zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft. Allerdings soll der gesamte Deal nicht vor Ende 2019 abgeschlossen sein. "Ein breiter Energiemix unter einem Dach – genau das ist das Ergebnis unserer Transaktion mit Eon", erklärte Schmitz. 60 Prozent des Erzeugungsportfolios würden dann Strom mit nur geringen oder gar keinen CO2-Emissionen liefern – aus Gas, Wasser- und Windkraft sowie Photovoltaikanlagen.

Der Manager sicherte dabei "eine faire und transparente Integration" zu. "Den Übergang der erneuerbaren Energien von Innogy und Eon bereiten wir bereits gemeinsam vor." Dafür hat RWE ein Steuerungsgremium gebildet, dem Vorstände aus allen drei Unternehmen angehören.

Geld verdienen bei den Erneuerbaren wird schwieriger

Der Anteil der erneuerbaren Energien am operativen Ergebnis (Ebitda) werde künftig rund 60 Prozent betragen, erläuterte Schmitz. Dabei sei es auch dort schwieriger geworden, Geld zu verdienen, so der Vorstandschef mit Blick auf die sinkenden Subventionen. "Aber es geht." Zehn Prozent kommen künftig aus der konventionellen Stromerzeugung. Das Geschäft mit Braunkohle- und Kernenergie läuft derzeit schwach. Die Gewinne sind im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen. So produzierte RWE deutlich weniger Strom, was auch an der Abschaltung eines Kernkraftwerksblocks in Gundremmingen lag.

An der derzeitigen Erholung der Stromgroßhandelspreise konnte RWE nur bedingt teilhaben. Das Unternehmen hat die Strommenge aus seinen Braunkohle- und Kernkraftwerken zu niedrigeren Preisen bereits zu einem früheren Zeitpunkt auf Termin verkauft. Hier sieht RWE-Finanzchef Markus Krebber die Talsohle durchschritten. Ab dem kommenden Jahr sollen die Ergebnisse aus der konventionellen Stromerzeugung wieder leicht steigen. (dpa/al)