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Stadtwerke Völklingen schließen erstmals ein PPA ab

Der Abschluss langfristiger Strombezugsverträge für das Tarifkunden-Portfolio ist bei kleineren bis mittleren Stadtwerken eher noch die Ausnahme. Die Stadtwerke Völklingen nehmen hier eine Vorreiterrolle ein.
27.11.2023

Julian Wollscheidt (links), Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen, vor der Vertragsunterschrift mit den Kooperationspartnern.

Die Stadtwerke Völklingen gehen in der Ökostromvermarktung neue Wege. Der Kommunalversorger aus dem Saarland bezieht erstmals Solarstrom über einen langfristigen und direkten Strombezugsvertrag (Power Purchase Agreement oder kurz PPA).

Konkret kommt die Energie von einer Freiflächen-PV-Anlage mit einer Leistung von 5,65 Megawatt-Peak, die im Oktober fertiggestellt wurde. Diese steht in Heusweiler, ganz in der Nähe des Firmensitzes der Stadtwerke Völklingen und wird in etwa sechs Mio. Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren.

„Wir nutzen den regenerativen Direktstrom, um private Haushalte mit regionalem Grünstrom zu beliefern“, informiert Martin Germann, Leiter Energiebeschaffung bei den Stadtwerken. Er ist seit April im Unternehmen und kümmert sich seither darum, die Energiebeschaffung zu optimieren.

"Um die Energiewende in Völklingen voranzutreiben, beschäftigen wir uns schon lange mit dem Ausbau regenerativer Energien vor Ort. Wir sind selbst Produzenten von grünem Strom, den wir an der Börse oder mittels PPA vertreiben", ergänzt Julian Wollscheidt, Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen.

Stadtwerke werden zum Vermarkter

Derzeit ist das Unternehmen in Völklingen und Umgebung an Anlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 10 MWp beteiligt. Mit dem neuen PPA-Vertrag habe man als Stadtwerke eine weitere Rolle eingenommen – vom reinen Erzeuger grüner Energie zum Vermarkter.

„So bedienen wir die ganze Wertschöpfungskette im Unternehmen“, beschreibt Martin Germann. Hinzu kommt: Die direkte Zusammenarbeit mit dem lokalen Solarstromerzeuger trage auch zur Stärkung der Wertschöpfung in der Region um Völklingen bei. Auch darin sehen die Stadtwerke Völklingen ihre Aufgabe als kommunales Unternehmen.

Langfristige Planungssicherheit bei Strompreisen

Errichter und Betreiber der großen Photovoltaik-Anlage, die den Ökostrom an die Stadtwerke liefert, ist die Sunera Erneuerbare Energien GmbH (Sunera) – ein Unternehmen aus Sulzbach, mit dem der Völklinger Versorger bereits in der Vergangenheit gemeinsame Projekte realisiert hat.

"Es gibt noch nicht viele Stadtwerke, die PPA-Verträge für ihr Tarifkundenportfolio abschließen. Üblicherweise erfolgt dies eher in Form eines Corporate-PPA, also zur Direktstromlieferung an große Industrieunternehmen. Damit die Energiewende auf vielfältige Art und Weise vorankommt, brauchen wir solche Vorreiter wie die Stadtwerke Völklingen", freuen sich die Sunera-Geschäftsführer Hermann Lang und Andreas Thiele.  

Der Vertrag, den der kommunale Energieversorger mit Sunera auf Basis eines börsenorientierten Festpreises abgeschlossen hat, läuft über mehrere Jahre. „So haben wir eine wertvolle preisliche Planungssicherheit, von der auch unsere Haushaltskunden profitieren werden,“ bringt Martin Germann einen weiteren Vorteil auf den Punkt.

Strom wird abgenommen sobald er produziert wird

Mit Sunera haben die Stadtwerke Völklingen eine komplette Stromabnahme vereinbart; das heißt, sie nehmen den Solarstrom ab, sobald er produziert wird; Pay as Produced (PAP) wird das Prozedere im Fachjargon genannt. „Das bedeutet natürlich, dass wir eine interne Einspeiseprognose für unser Versorgungsnetz leisten müssen“, erklärt der Beschaffungsleiter, Martin Germann, und ergänzt: "Das übernimmt ein externer Dienstleister für uns. Eventuelle Überschüsse gehen an die Börse." (hoe)