Strom

Aufstrebender PPA-Markt: Wohin geht die Reise?

In ihrer neuen Kolumne analysieren zwei Energy-Brainpool-Analysten den PPA-Markt von heute – und schreiben, was beim Blick in die Zukunft zu beachten ist.
11.12.2023

PPAs gelten als ideales Puzzle der Energiewende. Nicht zuletzt die Europäische Union möchte deshalb den Zugang zu diesem Markt erleichtern. Hinweis: Dieses Bild wurde mithilfe Künstlicher Intelligenz generiert.

Von:
Filipp Roussak und Sebastian Ligewie,
Energieanalysten
Energy Brainpool


Eigentlich stand dieses Jahr für erneuerbare Energien unter guten Vorzeichen. Der Ausbau insbesondere im Photovoltaikbereich ging kräftig voran. Und doch läuft aus Sicht der Erneuerbaren-Branche bei weitem noch nicht alles glatt.

Neben langwierigen Planung- und Genehmigungsverfahren stellt beispielsweise auch die Projektfinanzierung oft eine Hürde dar. Projektentwickler sehen sich häufig mit dem Mangel an langfristiger Absicherung der Cashflows konfrontiert, was die Finanzierung solider Projekte erschwert. Power Purchase Agreements, kurz PPAs, gelten hier als das fehlende Puzzleteil für die Energiewende und bieten je nach Ausgestaltung eine effektive Möglichkeit zur Vergütungssicherung.

PPAs mit industriellen Abnehmern

Das Funktionsprinzip von PPAs ist recht schnell erklärt: Erzeuger und Abnehmer vereinbaren einen Stromliefervertrag, in dem sie die Konditionen wie Lieferort, -menge, -zeitraum und Preis fest regeln.

Typischerweise werden in Deutschland PPAs zwischen erneuerbaren Energieerzeugern wie Wind- oder Solaranlagenbetreibern sowie industriellen Abnehmern geschlossen. Diese Art der Vermarktung erlebte in Deutschland in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom.

Attraktive Alternative zu klassischer EEG-Vergütung

Das hohe Strompreisniveau und der zusätzliche Erlös durch den Verkauf von Herkunftsnachweisen machte die PPAs zudem zu einer attraktiven Alternative zur klassischen EEG-Vergütung. Doch wie kann man die Wertigkeit eines solchen PPA ermitteln?

Betrachtet man den Verlauf der PPA-Preise für Fünf-Jahres-Kontrakte so können diejenigen, die die Entwicklungen auf den Terminmärkten bereits aufmerksam verfolgt haben, hier unschwer große Parallelen erkennen. Um den "faire value" eines PPA zu ermitteln, dienen die Basepreise auf den Strombörsen als Grundlage.

Trend zu kurzfristigeren PPAs

Dementsprechend haben auch hier die gleichen Preistreiber Mitte 2021 die Preise nach oben katapultiert. Auf den PPA-Märkten bedeutete das eine Abkehr von Verträgen mit langer Laufzeit hin zu kurzfristigen PPAs mit einem bis fünf Jahren Laufzeit.

Bei der Bewertung von Stromlieferverträgen werden aber auch weitere Faktoren wie Profilwertigkeit, also wetterbedingte oder technologiespezifische Lieferstruktur, mit herangezogen.

Höhere Risikoexposition auf Abnehmerseite

Je geringer die zeitliche Diskrepanz zwischen Erzeugung und Verbrauch ist, desto wertiger ist der mit erneuerbaren Quellen erzeugte Strom und damit auch der Liefervertrag. Doch das hohe Preisniveau und die damit einhergegangene Steigerung der Preisvolatilität bedeutete auch eine höhere Risikoexposition auf Abnehmerseite.

Auch das fließt durch sogenannte Risikoabschläge in den PPA-Preis ein. Daher gilt: Je höher die Volatilität auf den Terminmärkten, desto größer ist der Unterschied der PPA-Preise zu den Terminkontrakten durch den Risikoabschlag.

PPA-Preise zwischen 70 und 90 Euro pro MWh

Doch wo stehen die PPA-Preise nach den stürmischen Zeiten, die hinter uns liegen? Aktuell befinden sich die PPA-Preise, je nach Laufzeit in einem Bereich zwischen 70 und 90 Euro pro Megawattstunde (MWh). Damit sind sie im Vergleich zur klassischen EEG-Förderung noch immer auf einem attraktiven Niveau.

Und wohin geht die Reise auf den PPA-Märkten? Das hängt zum einen von den zukünftigen Entwicklungen auf den Terminmärkten ab. Seit dem Krisenjahr 2022 haben sich  die Märkte deutlich abgekühlt. Händler verharren jedoch wegen verbleibender Risiken in einer "Hab-Acht-Stellung". Die Vorzeichen könnten sich schon morgen wieder ändern.

Einflüsse auf PPA-Preise

Neben den Terminpreisen kommen auch Einflussfaktoren wie der Speicher- und Netzausbau sowie die Flexibilisierung der Verbräuche immer stärker auf die Agenda, da sie bestimmend auf die Wertigkeit der erneuerbaren Erzeugung einwirken.

Ein bekanntes Problem der Erneuerbaren ist die sogenannte Gleichzeitigkeit. Heißt stark vereinfacht: Wenn die Sonne über Deutschland scheint, produzieren prinzipiell alle Photovoltaik-Anlagen zugleich Strom. In dunkler Nacht hingegen kommt die Solarstromerzeugung zum Erliegen. Flexibilitäten und größere Netzkapazitäten wirken hier wie ein Gegenpol und haben daher schlussendlich ebenfalls einen großen Einfluss auf die PPA-Preise.

Das Berliner Analysehaus Energy Brainpool schreibt jeden Monat für die ZfK-Printausgabe eine Kolumne zu neuen Entwicklungen auf den Energiemärkten, die von nun an auch online veröffentlicht wird. Thema des vorangegangenen Artikels: "Warum die Redispatch-Kosten zuletzt so stark schwankten"

Info: Täglich aktualisierte Energiemarktdaten und -grafiken finden Sie hier im ZfK-Datenraum, der in Kooperation mit Energy Brainpool befüllt wird.