Strom

Studie: Erneuerbaren-Anteil könnte 2030 nur bei 55 Prozent liegen

In der EEG-Novelle plant die Bundesregierung mit 65 Prozent. Das Kölner EWI rechnet aber mit deutlich höherem Bruttostromverbrauch als prognostiziert.
16.04.2021

Werden erneuerbare Energien tatsächlich bis 2030 fast zwei Drittel des deutschen Stromverbrauchs decken? Das Kölner Energiewirtschaftliche Institut hat Zweifel.

Werden im Jahr 2030 tatsächlich 65 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt? So ist es in der EEG-Novelle festgehalten.

Tatsächlich aber könnte dieser Wert nur 55 Prozent betragen, wie eine neue Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) in Köln ergibt. Der mögliche Unterschied resultiert dabei aus einer Abschätzung des Strombedarfs von 685 Terawattstunden (TWh) pro Jahr und der laut Bundesregierung geplanten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die soll 377 TWh pro Jahr betragen.

Deutlich höherer Bruttostromverbrauch

Ob Deutschland sein 65-Prozent-Ziel erreiche, hänge von zwei zentralen Größen ab, führen die Autoren aus. Erstens: die Stromnachfrage.

Die Bundesregierung geht gemäß EEG-Novelle bis 2030 von einem Bruttostromverbrauch von 580 TWh pro Jahr aus. Aus der Analyse des EWI ergibt sich jedoch ein deutlich höherer Bruttostromverbrauch von etwa 685 TWh im Jahr 2030.

Gründe für erhöhte Nachfrage

Als Gründe dafür nennt das Institut die steigende Zahl von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen sowie die nationale Erzeugung von grünem Wasserstoff, wie sie laut Nationaler Wasserstoffstrategie geplant ist.

"Die Nationale Wasserstoffstrategie geht von einer Nachfrage zwischen 90 und 110 TWhth im Jahr 2030 aus", teilt EWI-Analyst Tobias Sprenger mit und weiter: "Dabei wird eine vergleichsweise niedrige nationale Erzeugung von 14 TWhth angenommen, und der Großteil würde importiert werden. ... Ohne diese Importe wäre der deutsche Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 noch einmal höher."

Siehe auch: Rückschlag für Erneuerbare, Höhenflug für Gas im ersten Quartal

Erneuerbaren-Bruttozubau von 8,7 GW pro Jahr

Der zweite wichtige Faktor ist die Erzeugung erneuerbaren Stroms. In der EEG-Novelle werden für das Jahr 2030 eine installierte Erneuerbaren-Leistung von 205 Gigawatt (GW) und eine Erzeugung von 377 TWh angestrebt. Im Jahr 2019 lag die installierte Leistung bei etwa 125 GW.

Die Bundesregierung plant laut EEG-Novelle einen durchschnittlichen Bruttozubau von etwa 8,7 GW pro Jahr seit dem Jahr 2020. Die Erzeugung erneuerbaren Stroms steigt gemäß den Annahmen von 243 TWh auf 377 TWh im Jahr 2030.

68 TWh fehlen

"Unsere Abschätzung zeigt: Um das 65-Prozent-Ziel zu erreichen, müsste die Erzeugung aus Erneuerbaren im Jahr 2030 im Vergleich zum EEG 2021 um 68 TWh höher liegen", teilt EWI-Manager Max Gierkink mit, der die Analyse gemeinsam mit Tobias Sprenger verfasst hat. (ab)

Siehe auch: Schwarzes Jahr für Kohle: Wie Corona deutschen Energiemix veränderte