Deutschland

Weniger CO2 aus deutschen Kraftwerken

Die Stromerzeuger in Deutschland haben 2017 um 5,4 Prozent weniger Treibhausgas ausgestoßen als 2016. Bei anderen Emittenten sieht es teilweise gegenteilig aus. Daher fordert der Branchenverband BDEW erneut ein Preissignal auch für sie.
10.04.2018

Das Doppelblock-Braunkohlekraftwerk Lippendorf südlich von Leipzig mit je 920 MW installierter elektrischer und mit bis zu 330 MW thermischer Leistung: Schon 2023 wollen die Leipziger hier komplett aussteigen.

Die deutschen Energieversorgungsanlagen haben vergangenes Jahr 312 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das sind 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr, teilte das Umweltbundesamt (UBA) am Montag mit. Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) beim UBA führt den "starken Rückgang" vor allem darauf zurück, dass die Emissionen der Steinkohleblöcke um 17 Prozent sanken. Der CO2-Ausstoß der Braunkohlekraftwerke ging nur um 0,7 Prozent zurück – ungeachtet der Überführung zweier Blöcke in die kalte "Sicherheitsbereitschaft" im letzten Quartal. Die Erdgasemissionen stiegen sogar um 2,4 Prozent. Aber: absolut fallen sie "kaum ins Gewicht", so das UBA.

Für Stefan Kapferer, den Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes BDEW, ist die Konsequenz: "Die Energiewirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht." Er wiederholte seine Forderung, auch dem CO2-Ausstoß in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft und Wärmemarkt "einen Preis zu geben". Diese unterliegen im Gegensatz zu Kraftwerken und Industrie nicht dem CO2-Handel, emittieren aber etwa die Hälfte des Treibhausgases.

Industrie: +2,1 Prozent

Der deutsche Transportsektor etwa emittierte 2017 nach ersten Schätzungen deutlich mehr als 2016, der Ausstoß des Agrarsektors blieb stabil, und der Beitrag der Heizungen zum Treibhauseffekt ließ sich noch nicht valide berechnen. Ingesamt betrug der Rückgang nur 0,7 Prozent – zu wenig, um linear zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu kommen. Kapferer bekräftigte auch die Forderung nach einer steuerlichen Sonderabschreibung von Heizungsmodernisierungen.

Die Industrie, die im gesamten Europäischen Emissionshandelssystem (ETS) im Gegensatz zu den Kraftwerksbetreibern einen Teil der CO2-Ausstoßrechte (EUA) gratis bekommt, steigerte ihre Emissionen hierzulande um 2,1 Prozent auf 126 Mio. Tonnen. Das war das erste Plus im produzierenden Sektor seit 2013, dem Beginn der aktuellen Handelsperiode, die noch bis Ende 2020 läuft. Alle 1830 handelspflichtigen deutschen Anlagen inklusive Kraftwerke emittierten 3,4 Prozent weniger als 2016. Im europäischen ETS-Schnitt gab es dagegen einen Anstieg.

Offizieller Gesamtausstoß von 2017 erst 2019

Bis 30. April müssen die handelspflichtigen Anlagenbetreiber die EUA für die tatsächlichen Emissionen von 2017 bei der DEHSt abgeben. Wohl am 30. Mai veröffentlicht die Stelle ihre Auswertung der Emissionsberichte. Die amtlichen Zahlen zum deutschen Gesamtausstoß von Treibhausgasen gibt es erst am 15. Januar 2019 mit dem "Nationalen Inventarbericht".  (geo)