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Brauchen die Stadtwerke einen starken Partner an ihrer Seite?

Bei ZfK im Gespräch gab es Hintergründe zu der Stadtwerkefusion von Tornesch und Pinneberg. Beide Stadtwerke sollen gemeinsam mehr Umsatz machen.
28.02.2024

Von o.l.: Thomas Behler, Geschäftsführer Stadtwerke Südholstein; Hans-Peter Hoeren, ZfK-Ressortleiter Unternehmen; Olaf Unruh, Geschäftsführer BET; Béatrice Angleys, Thüga; Klaus Hinkel, ZfK-Chefredakteur und Sabine Kählert, Bürgermeisterin Tornesch

Der Druck auf die Stadtwerkebranche wächst zunehmend, einmal ist da der verschärfte Wettbewerb, andererseits gibt es die Energiewende zu bewältigen. In Norddeutschland hat sich das Stadtwerk Tornesch „gegen den Großen“ entschieden und ist eine „Partnerschaft auf Augenhöhe“ in einer Fusion eingegangen.

Bei „ZfK im Gespräch“, dem kostenfreien Streamingformat der ZfK, berichtete unter anderem die Bürgermeisterin von Tornesch, warum sie sich für diesen Weg entschieden haben und wie das Projekt gelingen konnte.

„Wir waren in Tornesch seit einigen Jahren um die Zukunft unseres Stadtwerks besorgt“, erzählt Sabine Kählert, Bürgermeisterin der Stadt Tornesch. Dabei schrieben die Stadtwerke seit Jahren schwarze Zahlen, allerdings hatte die Stadt wenig Einfluss auf das Geschäft.

Langjährige Betriebsführung durch Eon

Bis Ende 2023 hielt die Eon Hansewerk-Tochter Service Plus GmbH 49 Prozent der Anteile an den Stadtwerken und Eon übernahm die betriebliche Führung, Hintergrund war die kleine Größe der Stadtwerke. „Für Eon war die Wirtschaftlichkeit wichtig, daher hat man nicht immer in unserem Interesse entschieden“, sagt Kählert. Einer dieser Punkte sei der Breitbandausbau gewesen.

Ausschlaggebend für die Entscheidung für eine Veränderung sei die Gründung der Stadtwerke SH, einem Gemeinschaftsunternehmen der Schleswiger Stadtwerke, der Stadtwerke Eckernförde und der Stadtwerke Rendsburg, gewesen. Tornesch nahm sich die Berater Stellwerk Energy zur Seite und begab sich, nachdem klar wurde, dass man ein Gemeinschaftsunternehmen gründen möchte, auf die Suche nach einem Partner.

Rückenwind aus dem Stadtrat

Die Situation sei nicht klipp und klar gewesen, zumal man sich von Eon als langjährigem Partner mit weitreichenden Verträgen trennen wollte. „Eine Scheidung zum Zeitpunkt der Silberhochzeit ist nicht einfach“, sagt die Bürgermeisterin. Allerdings habe ihr ein einstimmiger Ratsbeschluss dafür die Rückendeckung gegeben. An dem neuen Unternehmen hält die Stadt nur noch 18 Prozent, hat aber umfassende Minderheitenrechte zugesichert bekommen. Die Entscheidung für die Stadtwerkekooperation war somit vor allem eine politische.

Der Schlüssel zum Erfolg sei das gegenseitige Vertrauen und die sehr offene Kommunikation. „Wir waren im ständigen Austausch mit allen Beteiligten und haben sofort daran gearbeitet, wenn es Bedenken gab“, erklärt Kählert. „Wichtig ist dabei natürlich auch, dass nichts nach außen dringt bis es spruchreif ist.“

Kooperation als Kulturfrage

Die Fusion ist auch eine Kulturfrage, erklärt  Thomas Behler, Geschäftsführer der Stadtwerke Pinneberg und der neuen Stadtwerke Südholstein: „Man war sich sicher, dass es vorteillig ist, dieses Kirchturmdenken hinter sich zu lassen.“ In anderen Kommunen sei das Kirchturmdenken teilweise noch vorhanden.

„Wir machen allein in Pinneberg 20 Prozent mehr Umsatz, für Tornesch ist es sogar mehr“, sagt Behler. Auch für Entwicklungsfragen bietet das gemeinsame Handeln Vorteile: „Wir sind ein komplett durchintegriertes Stadtwerk, das können wir etwa bei der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigen.“

  • Zur Info: Unsere Folgen von „ZfK im Gespräch“ zeichnen wir auf und stellen sie in Kürze auf unseren YouTube-Kanal. In der kommenden Printausgabe wird es zudem einen ausführlicheren Bericht geben.
  • Hier lesen Sie einen Gastbeitrag der Berater von Stellwerk Energy, welche die Fusion begleitet haben.

(pfa)