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Energiewende in Hannover: Schneller Kohleausstieg besiegelt

Oberbürgermeister Onay und Enercity-Chefin Zapreva haben den Vertrag unterzeichnet. Das Kohlekraftwerk Stöcken wird so schnell wie möglich stillgelegt. Weitere CO2-mindernde Maßnahmen in Höhe von 35 Mio. Euro sind beschlossen.
09.09.2021

Enercity-Chefin Susanna Zapreva hat den Vertrag über den schnellen Kohleausstieg unterzeichnet.

Hannover hat den schnellen Ausstieg aus der Kohle offiziell besiegelt. Oberbürgermeister Belit Onay und die Vorstandsvorsitzende des Energiedienstleisters Enercity, Susanna Zapreva, haben eine Vereinbarung unterzeichnet. Dieser zufolge soll das Kohlekraftwerk Stöcken so schnell wie möglich stillgelegt werden – angestrebt wird das Jahr 2026, wie Enercity mitteilt.

Vereinbart wurden außerdem weitere CO2-mindernde Maßnahmen bei der Wärmeversorgung. Finanziert werden diese von der Landeshauptstadt Hannover und vom Energieversorger Enercity.

Schlüsselrolle für Stöcken

Der Vertrag ist das Ergebnis eines Prozesses, an dem neben der Stadt und Enercity maßgeblich Vertreter des Bürgerbegehrens "Hannover erneuerbar" beteiligt waren. Die Stadt Hannover will die Energiewende vorantreiben und bis 2035 möglichst klimaneutral sein. Dem Kohlekraftwerk Stöcken, in dem Strom und Wärme produziert werden, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Deshalb soll es so schnell wie möglich vom Netz gehen − ein Ziel, das auch der Betreiber Enercity verfolgt, heißt es. Die Bürgerinitiative hatte sich mit der Forderung, das Kraftwerk bereits 2026 abzuschalten, in die Diskussion eingebracht und dafür Unterschriften gesammelt.

Rechtzeitige Genehmigung

Die Vereinbarung zwischen Stadt und Enercity, für die der Stadtrat im Juli grünes Licht gegeben hatte, ist ein Kompromiss, den die Vertreter des Bürgerbegehrens mittragen. Demnach erklärt sich Enercity bereit, nachprüfbar so früh wie möglich das Kohlekraftwerk stillzulegen. Ziel sei das Jahr 2026.

Voraussetzung dafür ist, dass Enercity rechtzeitig Grundstücke für Ersatzanlagen erwerben oder nutzen kann. Weitere Voraussetzung sei die rechtzeitige Genehmigung dieser Anlagen. Festgehalten wurde zudem, dass Enercity den ersten Block des Kraftwerks nach Möglichkeit ein Jahr früher als geplant, also 2024, stilllegt.

Förderung für Wärmepumpen

Ein weiterer Kernpunkt ist, dass Stadt und Enercity für die Jahre 2021 bis 2023 insgesamt 35 Mio. Euro zur Verfügung stellen, um CO2-mindernde Maßnahmen zu finanzieren. Dazu zählen eine Initiative zum Ölheizungstausch sowie eine Anschlusspflicht für bisher fossile Heizanlagen ans Fernwärmenetz − bei Neubauten oder im Fall des Anlagentauschs bei Bestandsbauten. Ebenso ist eine Heizungseffizienz-Offensive für Hannover vereinbart.
 
Mit den Maßnahmen wird das Ziel angepeilt, bis 2035 rund 800.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Dies entspricht mehr als der Hälfte des Ausstoßes für das Kohlekraftwerk in seiner bisher geplanten Laufzeit bis 2030. Die Maßnahmen seien auch deshalb für die Bürger der Landeshauptstadt von Bedeutung, weil durch den schrittweise steigenden CO2-Preis die Kosten für Heizöl und Erdgas kontinuierlich steigen werden. Die Orientierung auf Fernwärme und Wärmepumpen als Alternativen soll damit jene Wärmeträger fördern, die in Zukunft für Verbraucher preiswerter sein werden.

Neuer Beirat

Darüber hinaus haben die Verhandlungspartner vertraglich festgehalten, einen Beirat mit Teilnehmern des Bürgerbegehrens, der Stadtverwaltung und von Enercity einzuberufen, um für alle Beteiligte noch mehr Transparenz über die Umsetzung der Vereinbarung herzustellen.

"Wie schnell die Landeshauptstadt aus der Kohle aussteigt und die Wärmewende gelingt, hängt auch davon ab, wie aufwendig die Grundstückssuche und die Genehmigungsverfahren für Ersatzanlagen sind und ob es absehbar finanzielle Unterstützung vom Bund oder vom Land für die Umstellung auf alternative Energien gibt", erklärt Belit Onay. Der Kohleausstieg in Hannover kostet einen dreistelligen Millionenbetrag, allein Enercity investiert mehr als 500 Mio. Euro. (jk)

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