Nach Timmermanns-Rückzug: Von der Leyen macht Slowaken zu EU-Klimachef
Der Slowake Maros Sefcovic wird künftig die Klimaschutzpolitik der Europäischen Kommission verantworten. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen entschied am Dienstag, das bislang vor allem für politische Koordinierung zuständige Kommissionsmitglied zum Nachfolger des Niederländers Frans Timmermans zu machen.
Dieser war kurz zuvor offiziell zum Spitzenkandidaten des rot-grünen Bündnisses für die Parlamentswahl in den Niederlanden gewählt worden und hatte seinen Rücktritt eingereicht.
Sefcovic gilt als Kenner der Brüsseler Szene
Sefcovic, 57, kennt die Brüsseler Bühne gut. Der studierte Jurist und gelernte Diplomat wurde 2004 ständiger Vertreter seines Heimatlandes, der Slowakei, in der EU. Seit 2009 war er mit Unterbrechungen Mitglied der Kommission und kümmerte sich dabei auch um Energie- und Klimafragen.
Seit 2019 war er Vizepräsident der EU-Kommission, zuständig für interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau. Auch an dem Aufbau eines gemeinsamen EU-Gaseinkaufsmechanismus war er in leitender Funktion beteiligt.
Green Deal: Schwerpunkt auf Wachstumsstrategie
Dank der exzellenten Arbeit von Timmermans sei man dem Ziel, der erste klimaneutrale Kontinent zu werden, deutlich nähergekommen, teilte von der Leyen am Dienstagabend mit. Künftig werde Sefcovic als exekutiver Vizepräsident dafür verantwortlich sein, den "Grünen Deal" ("Green Deal") mit der gleichen Priorität voranzubringen.
Schwerpunkt werde dabei sein, das Projekt für ein klimaneutrales Europa bis 2050 auch zu einer europäischen Wachstumsstrategie zu machen.
Sefcovic: "Gerechte grüne Transformation"
"Die Umsetzung des Europäischen Grünen Deals erfordert einen noch intensiveren Dialog mit der Industrie, wichtigen Interessengruppen wie Waldbesitzern und Landwirten sowie Bürgern", erklärte von der Leyen.
Sefcovic knüpfte in einer eigenen Stellungnahme auf dem Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, daran an. Europäer verdienten eine "gerechte grüne Transformation", schrieb er. Der Wandel hin zu einem klimaneutralen Kontinent bis 2050 müsse auf eine "faire und inklusive" Weise geschehen – "mit Wachstum und Jobs für alle".
Niederlande-Posten weiter frei
Wer den freien niederländischen Platz in der 27-köpfigen EU-Kommission besetzen wird, ist nach Angaben der für Gesetzvorschläge zuständigen Behörde noch unklar. Von der Leyen habe den derzeitigen niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte schriftlich gebeten, einen neuen Kandidaten vorzuschlagen, hieß es. (dpa/aba)
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